Schwarzfahren jetzt schwerer

NAHVERKEHR In Harburg und Bergedorf darf nur noch vorn in Busse eingestiegen werden. Das Pilotprojekt soll die Ticketkontrolle und den Fahrgastfluss verbessern. Gute Erfahrungen in anderen Großstädten

Der HVV hofft auf Mehreinnahmen von sechs Millionen Euro durch Senkung der Schwarzfahrerquote

In den Bussen in Harburg und Bergedorf müssen Fahrgäste ab heute vorn einsteigen und ihre Fahrkarte vorzeigen. Das Pilotprojekt gehört zu einer Kontrolloffensive, mit der der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) den Anteil der Schwarzfahrer senken will. Vom „Einstieg vorn“ verspricht sich der HVV außerdem weniger Gedrängel im Bus.

Der Verkehrsverbund sah sich zum Handeln veranlasst, als er bei Stichproben in Bussen zum Teil zweistellige Schwarzfahrerquoten ermittelte. „Im Interesse von ehrlich zahlenden Fahrgästen kann der HVV das Schwarzfahren nicht auf die leichte Schulter nehmen“, sagt HVV-Geschäftsführer Lutz Aigner. Bei der aktuellen Schwarzfahrerquote von 3,5 Prozent hamburgweit entgingen dem Verkehrsverbund jährlich Einnahmen von 20 Millionen Euro.

Die Erfahrungen mit dem Einstieg vorn in anderen Großstädten seien gut, sagt Maja Weihgold von der von der Hamburger Hochbahn (HHA). „Was dort funktioniert, sollte in Hamburg kein Problem sein“, findet sie. In Hamburg müssen Fahrgäste seit 2002 ab 21 Uhr und an Sonntagen stets vorn einsteigen. Allein das habe die Einnahmen um drei Millionen Euro erhöht, rechnet der HVV vor. Neben dem Einstieg vorn will der HVV mehr Kontrolleure durch die Busse schicken. Er hofft, damit die Schwarzfahrerquote um einen bis anderthalb Prozentpunkte senken und so sechs Millionen Euro mehr einnehmen zu können.

Weiterhin hinten einsteigen können Leute mit Rollator, Rollstuhl, Fahrrad oder Kinderwagen. Ausgenommen von der Regelung ist außerdem die Metrobuslinie 5. Bei deren Doppelgelenkbussen gäbe es ein zu großes Gerenne nach vorn zur Fahrertür.

Das Pilotprojekt ist ein Test. „Wir wollen uns ein Jahr lang anschauen, ob das betrieblich umsetzbar ist“, sagt Hochbahn-Sprecherin Weihgold. Der HVV will prüfen, wie sich die Einnahmen und Fahrzeiten verändern. Außerdem sollen die BusfahrerInnen und Fahrgäste befragt werden.

Dieter Doege vom Fahrgastverband Pro Bahn findet, vorn ein- und hinten auszusteigen sei einen Versuch wert. „Ich bin ein großer Befürworter des so genannten Fahrgastflusses“, sagt er. „Das ist weitaus ökonomischer.“ Ob die BusfahrerInnen effektiv die Fahrkarten kontrollierten, werde die Zeit erweisen. Wer brav sein Fahrgeld bezahle, werde froh sein, Schwarzfahrer nicht mitfinanzieren zu müssen.GERNOT KNÖDLER