Das Abstiegsgespenst vertrieben – vorerst

FUSSBALL-BUNDESLIGA Doch, Werder kann gewinnen: Nach einem 3:1-Sieg in Freiburg finden sich die Bremer auf Tabellenplatz 14 wieder

Da Werder ein paar Fehlpässe weniger lieferte, war der Sieg letztlich verdient

Man ist geneigt, es für einen der abgestandenen Witze zu halten, die gerade im Karneval Konjunktur haben: Werder Bremen belegte beim Anpfiff des Sonntagsspiels in Freiburg Rang 17, also einen Abstiegsplatz. Und weil sie fanden, dass die Bedrohlichkeit dieser Situation noch nicht allerorten wahrgenommen wird, kleideten sich einige Bremer Fans vor dem Anpfiff in weiße Tücher und schrieben in grüner Schrift das Wort „Abstiegsgespenst“ darauf. Als ob das nicht schon plastisch genug wäre, verliehen sie ihrem Frust auch akustisch Nachdruck: „Wir steigen ab – und keiner merkt’s“, hallte es über die Freiburger Schwarzwaldstraße.

Für den Stimmungsumschwung in der Gästekurve brauchte es dann allerdings nur kurze Zeit: In der siebten Spielminute verzog Florian Trinks nach einer hübschen Kombination über Philipp Bargfrede und Claudio Pizarro noch knapp, fünf Minuten später ging Werder dann tatsächlich in Führung. Nachdem Freiburgs Papiss Demba Cissé einen Kopfball von Pizarro nur abwehren konnte und Sebastian Prödl nachsetzte, staubte Sandro Wagner ab (12.). Laut schallten daraufhin die „Auswärtssieg“-Rufe aus der ausverkauften Gästekurve.

Auch in Sachen Zweikampfführung wollte Werder offenbar nachweisen, dass die Befürchtungen der Fans unbegründet sind: In einer von beiden Seiten ruppig geführten Partie auf bescheidenem spielerischen Niveau hatte der Gast bei den Fouls das Übergewicht, das er auch auf dem Platz hatte. Es war einigermaßen erschütternd mitanzusehen, wie der SC blind die Bälle aus der Abwehr nach vorne drosch. Dabei zeigten die beiden defensiven Außenbahnspieler Mikael Silvestre und Petri Pasanen die sattsam bekannten Defizite bei Schnelligkeit und Konzentration.

Dass Freiburg dennoch in die Partie zurückkam, hatten die Gastgeber einem reichlich unnötigen Foul von Tim Borowski zu verdanken, der Erik Jendrisek an der äußeren Strafraumgrenze von den Beinen holte. Cissé erzielte per Elfmeter seinen 17. Saisontreffer (49.). Kurz darauf leistete sich Borowski in der gegnerischen Hälfte ein zweites Foul, Schiedsrichter Knut Kircher ließ aber Gnade vor Recht ergehen.

Nachdem Freiburgs Anton Putsila mit einem Distanzschuss knapp gescheitert war (73.), ging der Gast in Führung: Nach einem haarsträubenden Ballverlust von Maximilian Nicu ließ sich der eifrige Pizarro nicht zweimal bitten (76.). In der Schlussminute erhöhte Marko Marin auf 3:1.

Als Kircher abpfiff, hatten die Zuschauer eine Partie gesehen, die für mittleres Bundesliganiveau vielleicht zu umkämpft war. Da der SV Werder ein paar Fehlpässe weniger geliefert hatte – und kurz vor Schluss durch Marko Arnautović (81.), Leon Balogun (88.) und Pizarro (90.) noch drei gute Möglichkeiten –, war der Sieg letztlich hochverdient. Werder steht nun auf Platz 14. Das „Abstiegsgespenst“-Kostüm bleibt aber das passende Karnevals-Outfit für jeden Sympathisanten der Grün-Weißen. CHRISTOPH RUF