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: Ein Heimsieg trotz Wackeltorwart

FUSSBALL Hertha BSC steht nach dem 3:1 gegen Frankfurt an der Tabellenspitze und vor einem Rätsel

Endlich mal wieder ein Heimspiel gewonnen. So könnte das Fazit des 3:1-Erfolges von Hertha BSC gegen den FSV Frankfurt lauten. Sechs lange Wochen mussten die Anhänger zuvor auf einen Sieg im eigenen Stadion warten. Doch es war ein mühevoller Arbeitssieg am Freitagabend. „Es gibt diese Art von Spiele, wichtig ist am Ende nur, dass man sie gewinnt“, brachte es Geschäftsführer Michael Preetz auf den Punkt.

Viel zu verkrampft waren die Berliner aufgetreten. „Man hat gemerkt, dass wir in den letzten beiden Heimspielen nicht gut gespielt haben“, sagte Trainer Markus Babbel. Dabei leistete sich der Coach sogar den Luxus und ließ den zuletzt angeschlagenen Edeltechniker Raffael zunächst auf der Bank. Erst nach einer guten Stunde durfte er ran. „Er hat es professionell aufgenommen und mit seinem Tor dann das Spiel entschieden“, sagte Preetz.

Aber ob nun mit oder ohne Raffael, vom brillanten Auftritt der Berliner beim 5:0 in Aachen vor einer Woche war nur wenig zu sehen. Die Diskrepanz zwischen Heim- und Auswärtsspielen gibt selbst dem Trainer Rätsel auf. „Man sollte denken, dass man in einem Heimspiel mit dem Publikum im Rücken mit breiter Brust ins Spiel geht. Warum das nicht so ist, verstehe ich selbst nicht“, sagte Babbel.

Gegen kompakt stehende Gegner, die schnell die Räume zustellen, hat Hertha Probleme. Bei den Auswärtssiegen in Karlsruhe (6:2) und Aachen (5:0) gab es Platz zum Kontern. So nahm Hertha den jeweiligen Gegner förmlich auseinander. In den Heimspielen gegen den 1. FC Union Berlin und Energie Cottbus gab es diesen Freiraum nicht. Keine der Partien konnte Hertha gewinnen. „Aber wir müssen ja keine Derbys mehr spielen“, sagte Geschäftsführer Preetz und klang fast schon erleichtert.

Patrick Ebert hat noch eine andere Erklärung: „Anscheinend brauchen wir immer erst eins auf die Fresse, damit wir aufwachen.“ Auf Herthas Mittelfeldspieler selbst scheint das zumindest zuzutreffen. Nach langer Verletzungspause gelang ihm gegen Frankfurt sein erstes Saisontor. Roman Hubnik hingegen beweist das Gegenteil. Er hat in den letzten drei Heimspielen jeweils ein Tor erzielt – eine ungewöhnliche Serie für einen Abwehrspieler.

Noch ein weiterer Herthaner widerlegt Eberts Theorie: Herthas Torhüter Maikel Aerts. Seit Wochen häufen sich seine Patzer. In den Printmedien wurde auf den 34-jährigen Niederländer derart eingeprügelt, dass seine Mannschaftskameraden nach dem Spiel Interviews verweigerten. Doch der Geprügelte machte auch gegen Frankfurt keine gute Figur. Unmittelbar vor dem 0:1 in der 6. Minute hatte Aerts einen schon gefangenen Ball wieder fallen lassen. Und in der zweite Halbzeit wagte er einen Ausflug auf das Spielfeld, der fast zum zweiten Gegentor geführt hätte. Aerts strahlt keine Ruhe mehr aus. Im Stadion geht ein Raunen durch die Runde, wenn der Ball hoch in den Strafraum fliegt. Das ist sicher nicht hilfreich für ihn, aber Ausdruck des Vertrauensmangels der Fans. Fast schon hämisch wird gejubelt, wenn er einen Ball fängt.

Wie es weitergeht, entscheidet sich in den nächsten Tagen. Trainer Markus Babbel hat angekündigt, sich Anfang der Woche mit Aerts zusammenzusetzen und die Situation zu analysieren. Sollte er im Tor bleiben, müsste er in den nächsten Spielen aber erst einmal kein Raunen der eigenen Fans fürchten. Mit Fürth und Ingolstadt stehen nämlich zwei Auswärtsspiele in Folge an. Und auswärts fühlt sich Zweitliga-Spitzenreiter Hertha, und sicher auch ihr Keeper, ja sowieso viel wohler. NICOLAS SOWA