Freundlich, aber bestimmt gegen Castor

Bei den geplanten Blockaden gegen Atommülltransport nach Gorleben betonen die Initiativen ihren Wunsch, eine harte Konfrontation mit der Polizei zu vermeiden. Teilnahme des Grünen-Chefs Reinhard Bütikofer stößt auf ein zwiespältiges Echo

AUS HANNOVER JÜRGEN VOGES

Mit einem freundlichen Lächeln und doch entschlossen wollen sich die AKW-Gegner aus dem Landkreis Lüchow-Dannenberg dem zehnten Castor-Transport zum Zwischenlager Gorleben entgegenstellen. Einen Tag vor der Abfahrt des Atommüllzugs mit den zwölf Castoren nahe der Wiederaufbereitunganlage La Hague in Frankreich präsentierten die BI Lüchow-Dannenberg und die Aktion X-tausendmal quer gestern in Hannover den Aktionsfahrplan für das Castor-Wochenende im Wendland.

Unter dem Motto „Stop Castor with a smile“ soll eine gewaltfreie Sitzblockade stehen, die X-tausend zusammen mit der Aktion „Widersetzen“ ab Sonntag an der Castor-Umladestation in Dannenberg plant. „Wir werden die Straße nicht freiwillig verlassen, aber von uns aus jede Eskalation vermeiden“, sagte Jochen Stay in Hannover für X-tausend. Gegner der Blockierer sei nicht die Polizei, die Adressaten des Protests seien die Bundesregierung und die Energiekonzerne. Schließlich gehe es um die ungelöste Entsorgungsfrage und den sofortigen Atomausstieg.

Die Ankündigung des Grünen-Vorsitzenden Reinhard Bütikofer, sich zusammen mit Mitgliedern der Grünen Jugend an der Blockade zu beteiligen, habe im Wendland ein geteiltes Echo ausgelöst, sagte Stay. Die Grünen seien mitverantwortlich dafür, dass die rot-grüne Koalition ihr Ausstiegsversprechen nicht gehalten habe. Mit Genugtuung nehme man aber zur Kenntnis, dass die ehemalige Ökopartei nun wieder auf außerparlamentarische Aktionen setze.

Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg kündigte ein langes Protestwochenende mit hartnäckigem Widerstand an. Bereits heute Morgen ist ab 9.30 Uhr in Lüchow eine Schülerdemo geplant, die diesmal allerdings deren Eltern anmelden mussten. Den Schülern wurde das Recht zu demonstrieren mit Verweis auf die Schulpflicht abgesprochen. Heute Abend plant die BI an der Castor-Umladestation eine Kundgebung unter dem Motto „Nu geit dat los!“ Schließlich soll um 19.47 Uhr der Atommüllzug am französischen Bahnhof Valognes starten.

Bei der Hauptdemonstration, die Samstagmittag von Gorleben zu den außerhalb gelegenen Atomanlagen führen soll, erwartet BI-Sprecher Francis Althoff 3.000 Teilnehmer. Althoff kritisierte erneut das großflächige Demonstrationsverbot, das die Polizei für die Transporttage verhängt hat. Protestierende sollen demnach von allen Gleisen in Lüneburg, von der Bahnstrecke Lüneburg nach Dannenberg und von den weiter nach Gorleben führenden Straßen mindestens 50 Meter Abstand halten.

Gegen das alljährliche und beispiellos großflächige Verbot sei bereits eine Verfassungsbeschwerde anhängig, sagte Althoff. Auch gegen das aktuelle Verbot habe man wieder vor dem Verwaltungsgericht Lüneburg geklagt.

An den Protesten will sich auch Robin Wood mit kreativen gewaltfreien Aktionen beteiligen. Der sofortige Atomausstieg sei notwendig, das hätten die jüngsten Störfälle gezeigt, sagte Sprecher Jürgen Sattari. Was seine Organisation genau im Wendland plant, verriet er aber nicht.