leserinnenbriefe
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Unterschiede

■ betr.: „Friedrich bleibt CSU-Gruppenchef“,„Wo der Islam hingehört“, taz vom 5. 3. 11

Was ist der Unterschied zwischen Friedrich dem Großen und dem Innenminister Friedrich?

Friedrich der Große: „Alle Religionen seindt gleich und guht, wan nuhr die Leute, so sie profesieren (öffentlich) bekennen, erliche Leute seindt, und wen Türken und Heiden kähmen und wolten das Land pöbplieren (bevölkern), so wollen wier sie Mosqueen und Kirchen bauen.“ (Aus einem Brief, 1740)

Friedrich der Kleine: „Dass der Islam zu Deutschland gehört, ist eine Tatsache, die sich auch aus der Historie nirgends belegen lässt.“ (Aussage des Innenministers vom 3. 3. 11) OLAF SCHÄFER, Berlin

Ausgrenzung und Ressentiments

■ betr.: „Friedrich bleibt CSU-Gruppenchef“,„Wo der Islam hingehört“, taz vom 5. 3. 11

Es ist phänomenal, wie ein Innenminister es schafft, mit seiner Antrittsrede zu polarisieren, auszugrenzen und zu radikalisieren. Das verdient doch besondere Würdigung.

Wo beginnen denn für Friedrich historische Zeiträume? Reichen 50 Jahre Einwanderungsgeschichte und teilweise geglückte, teilweise missglückte Integration nicht aus, in historischen Dimensionen gemessen zu werden? Die CDU/CSU droht zurückzufallen auf alte, endlich verlassen geglaubte Positionen, wir seien kein Einwanderungsland. Das ist doch Realitätsverweigerung. Genauso, wie sich ein paar Ewiggestrige vielleicht die Mauer zurückwünschen, wünscht sich ein Teil der CSU anscheinend die Nachfahren der Migranten hinter Alpen und Karpaten zurück?! Friedrich bedient den rechten Rand und die Stammtische.

Leider ist es gerade diese Mischung aus Ausgrenzung und Ressentiments, die die jungen integrationswilligen Menschen in die Arme des (radikaleren) Islam treibt und zur Fundamentalisierung beiträgt. Immer wieder das gleiche unerträgliche Muster: Wenn Wahlen anstehen, kommen die geistigen Brandstifter vom rechten Rand der Konservativen. WOLFRAM ROGER, Bremen

„Ich glaub, es hackt“

■ betr.: „Verweile doch, du bist so schön“, taz vom 5. 3. 11

Um es kurz mit Judith Holofernes zu sagen: Ich glaub, es hackt. (Glückwunsch übrigens für die äußerst gelungene Aktion!) Ich befürchte nur, und das ist das Schlimme an der ganzen Situation, Guttenberg glaubt wahrscheinlich auch noch an all das, was er da so von sich gibt. Der eingeschränkten Aufnahmekapazität meines Magen geschuldet, bin ich leider momentan nicht in der Lage, die Mengen an Nahrungsmittel zu mir zu nehmen, die ich eigentlich erbrechen möchte. CARSTEN WILL, Birtlingen

Weltbild verrutscht

■ betr.: „Das Drehbuch für sein Comeback“ von Deniz Yücel,Gesellschaft + Kultur vom 3. 3. 11

Vor lauter Angst, als politisch korrekt zu gelten, ist Ihnen wohl Ihr Weltbild etwas verrutscht. Die Leute, die nicht im Supermarkt klauen oder die ihre Steuern bezahlen, die finden Sie furchterregend? Leute dagegen, die lügen und betrügen, die finden Sie heldenhaft?

Schauen Sie nach Italien. Dort können Sie sehen, was Lügner und Betrüger anrichten können, wenn man sie gewähren lässt und ihnen auch noch augenzwinkernde Sympathien entgegenbringt. Das Eintreten der Wissenschaftler für korrektes wissenschaftliches Arbeiten als Standesdünkel zu bezeichnen ist etwa so, als würde man die Protestaktionen der Bürger gegen die Atompolitik als Willkürakt gegen den Staat bezeichnen. Was kann man von einem Autor erwarten, der einen „Helden“ (Herakles), der seine Familie erschlägt, für „interessant und liebenswert“ hält? Vielleicht, dass er in Zukunft seine Artikel noch einmal durchliest, bevor er sie zum Druck freigibt.

BIRGIT FUNKE-WITTIG, Berlin

Totalitärer Anspruch

■ betr.: „Die Gleichstellung der Gesichter“ von Meike Laaff,Gesellschaft + Kultur vom 3. 3. 11

Auch heute (4. 3.) wieder widmet die taz dem Nullmedium Fernsehen viel zu viel Aufmerksamkeit, lässt sich auf die Albernheiten um Kommissare, Soaps und lehrreiche Dokumentationen ein und läuft so dem Medium in die Falle. Mit der rühmlichen Ausnahme Meike Laaffs, die sich endlich einmal den Präsentationsstrukturen und deren Bedeutung widmet und den totalitären Anspruch des Deppenkastens exemplarisch vorführt. Wenn sich jetzt mal bitte jemand den Sportteil vornehmen könnte …

SASCHA MANTSCHEFF, Hahnenbach