Werder umgarnt Frauen

Jahrelang hieß es aus dem Weserstadion „nö, brauchen wir nicht“, wenn es um Frauenfußball ging. Jetzt hat der Bundesligaclub dem Druck des DFB nachgegeben und sucht talentierte Spielerinnen

aus BremenEiken Bruhn

Steigender Druck von allen Seiten – so erklärt Klaus-Dieter Fischer, Geschäftsführer von Werder Bremen, die Entscheidung des Bundesliga-Vereins, ab der kommenden Saison auch Frauenfußball anzubieten. „Politiker, Frauenbeauftragte“ aber auch Fußballorganisationen wie die europäische UEFA, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und der Bremer Fußball-Verband (BFV) hätten Werder „immer wieder“ dazu „geraten“, es dem HSV und dem VfL Wolfsburg gleichzutun, heißt es in einer Erklärung des Vereins. „Auch aus sozialer Verantwortung.“

Im November waren die Herren dann weich: Sie kündigten an, „sich der Herausforderung ‚Frauenfußball’“ stellen zu wollen. „Das ist toll, was sich derzeit im Frauenfußball abspielt“, schwärmte gestern der langjährige Gegner des Werder-Frauenfußballs Klaus-Dieter Fischer bei der Vorstellung des Trainerteams. „So eine Euphorie!“

Doch das Wichtigste fehlt bisher noch: die Spielerinnen. Bisher hätten sie nur „einzelne Früchte am Baum“, umschreibt die neue Mädchen-Trainerin Birte Brüggemann die bisherige Resonanz auf die gute Nachricht aus dem Weserstadion. Eine Frauen- und eine Jugendmannschaft sucht sich der Verein jetzt zusammen – und setzt darauf, dass sich Frauen und Mädchen bewerben, die derzeit im Umland Bremens spielen. „Wir hoffen, dass viele, die aus Bremen geflüchtet sind, zurückkommen“, sagt Brüggemann.

Sie selbst hat als Spielerin in Delmenhorst und Wildeshausen gekickt – um nicht in Bremen in der Verbandsliga dümpeln zu müssen, erzählt die 36-Jährige. Seit Jahren spielten die Bremerinnen auf unterstem Niveau, wer mehr will und kann, verlasse die Stadt. Für Nachwuchs-Länderturniere wisse sie nicht mehr, wie sie ihre Mannschaften zusammenbekommen solle, sagt Brüggemann, die für den Bremer Fußball-Verband die Auswahlmannschaften betreut. „Wir werden bei den Turnieren regelmäßig Letzte.“

Auch die Werder-Frauen werden zunächst in der Verbandsliga spielen, um dann, so der Plan des Trainers Frank Schwalenberg, im nächsten Jahr in die Regionalliga und in vier Jahren in die zweite Bundesliga aufzusteigen. Brüggemanns Juniorinnen werden wahrscheinlich zunächst gegen Jungenmannschaften antreten, weil es in der B-Altersklasse in Bremen nur Mannschaften gibt, die mit sieben statt elf Mädchen antreten. Bewerben könnten sich auch Frauen, die noch nicht im Verein Fußball gespielt haben, versichert Brüggemann. Allerdings müsse das Talent spätestens bei den Sichtungstrainings erkennbar werden, zu denen Werder einlädt. Und: Geld ist nicht zu verdienen, warnt die neue Mädchen-Trainerin.

Ob es eigentlich einen Unterschied mache, ob man Frauen oder Männer trainiere, will ein Journalist bei der Werder-Pressekonferenz von Trainer Frank Schwalenberg wissen. „Ich weiß, worauf Sie hinauswollen“, antwortet der. „Aber Zicken gibt es bei den Männern auch.“

Bewerben können sich Mädchen und Frauen, die vor 1993 geboren wurden. Bewerbungsunterlagen gibt es auf der Homepage von Werder Bremen unter www.werder.de