Frauenfußball
: Dame ohne Unterleib

Werder Bremen ist ein modernes Fußball-Unternehmen, das es dank eines cleveren Managements in Europas Spitze geschafft hat. Nur beim Unterbau sind die Strategen vom Weserstadion noch ein wenig von gestern.

Kommentarvon Jan Kahlcke

Was in der Branche längst zum guten Ton gehört, nämlich Frauenfußball selbstverständlich mit anzubieten, ist in Bremen noch nicht angekommen. Da herrscht noch die Altherren-Vorstellung, Frauen seien dazu da, ihre Söhne zum Training zu fahren und den Butterkuchen zur Vereinsfeier zu backen. Hinter albernen Scheinargumenten haben sich die Werder-Macher Jahre lang versteckt: Zu wenig Trainingsplätze habe man, außerdem keine Damentoiletten.

Peinlich, gerade in einer fortschrittlichen Stadt wie Bremen, dass diese Einstellung erst auf massiven Druck von außen entrümpelt wurde. Dabei ist nicht erst seit dem WM-Titel der deutschen Frauen klar, dass mit Frauenfußball durchaus Staat zu machen ist: Frauen sind ein weit gehend unerschlossenes Reservoir im prestigeträchtigen Kampf der Branchengrößten darum, wer die meisten Mitglieder hat. Und auch unter den Fans nimmt der Frauenanteil kontinuierlich zu.

Als Zu-spät-Kommer wird es erst einmal schwer, weibliche Talente an den SV Werder zu binden. Hoffentlich verliert der Verein nicht gleich wieder die Lust, sonst steht er irgendwann als Dame ohne Unterleib da.