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: Opa Pritschikowskis Traum

Schalke 04 kommt der Idealvorstellung von Mirko Slomka mit überfallartigen Angriffen immer näher

Opa Pritschikowski wäre in diesen Tagen 120 Jahre alt geworden. Dem Maskottchen des FC Schalke 04 wurde das Lied „Immer auf Schalke“ gewidmet, das auch heute noch vor jedem Spiel in der Arena zu hören ist. Opa Pritschikowski durfte sich in seinem Leben über sieben Deutsche Meistertitel freuen. Paul Schwarz, so der bürgerliche Name von Opa Pritschikowski, starb 1983. Damals war es auch schon wieder ein Vierteljahrhundert her, dass Spieler wie Koslowski, Matzkowski und Jagielski die siebte Meisterschaft gewannen. Heute sind Spieler wie Bordon, Kobiashvili und Kuranyi auf gutem Weg, die Erben von Opa Pritschikowski glücklich zu machen. Mit drei Punkten Vorsprung auf Werder Bremen geht der Tabellenführer in die Partie gegen Hertha BSC Berlin.

Schon zweimal in diesem Jahrtausend träumten die Schalker vom achten Titel. Im Mai 2001 wurde er voreilig für vier Minuten gefeiert. Vier Jahre später triumphierte wieder der FC Bayern, weil dem Rivalen die Puste ausging. Die Gefahr, dass sich dies wiederholt, ist eher gering. Schalke hat keinerlei Verpflichtungen mehr außer der Bundesliga. Bis auf Mladen Krstajic nahm auch kein Spieler der aktuellen Formation an der WM teil.

Trainer Mirko Slomka hat optimale Bedingungen. Die notorische Aufregung in und um Schalke ist einer konzentrierten Atmosphäre gewichen. In den vergangenen Monaten kamen die Schalker der Idealvorstellungen ihres Trainers nahe. Slomka fordert, dass schnell und nach vorne statt in die Breite gespielt wird. Von ihren 36 Toren erzielten der aktuell glänzend aufgelegte Kevin Kuranyi und seine Kollegen 20 in der ersten halben Stunde.

Im Schnitt nimmt der Tabellenführer weniger als einen Treffer pro Partie hin. Stabilisator der Schalker Defensive ist Marcelo Bordon. Der Brasilianer riss in turbulenten Tagen auch außerhalb des Platzes das Heft an sich. Bordon hat auch bei der heikelsten Angelegenheit, die der FC Schalke in dieser Saison zu überstehen hatte, mit an den Strippen gezogen. Es ist nicht zu belegen, aber stark zu vermuten, dass es im Schalker Mannschaftsgefüge stimmt, seitdem Frank Rost im November zur Nummer zwei degradiert wurde. Der Torhüter polarisierte innerhalb des Kaders. Er wetterte besonders gerne gegen die bisweilen lasche Einstellung der Südamerikaner, die sich folglich hinter Gegenpol Bordon sammelten. Sportlich ist der Beleg, dass die Entscheidung gegen Rost richtig war, einfach zu führen. Er hatte in sieben Spielen elf Gegentore hinnehmen müssen, Manuel Neuer kassierte in 13 Partien nur acht. Seitdem der Neuer zur Nummer eins aufrückte, verloren die Schalker kein Spiel. Dass sie noch zweimal häufiger als Bremen im eigenen Stadion antreten dürfen, in dem sie in dieser Saison noch ohne Niederlage sind, verstärkt den Glauben an den Titel. MARCUS BARK