unterm strich
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James Brown ist immer noch nicht unter der Erde. Wie Le Monde berichtet, haben die sterblichen Überreste des bereits am 25. Dezember verschiedenen Gottvater des Soul noch 23 Tage in seinem Haus in Beach Island ausgeharrt, wurden dann aber an einen unbekannten Ort verbracht. Wo sie sich offenbar bis heute aufhalten. Der Grund für das Verbleiben über der Grasnarbe sind Erbstreitigkeiten. Denn während seine sechs erwachsenen Kinder eine Touristenattraktion aus ihrem Vater machen, ein Mausoleum auf seinem Anwesen errichten und so mit dem Elvis-Presley-Haus in Memphis konkurrieren wollen, bestehen die offiziellen Erbverwalter auf der Vollstreckung von Browns letztem Willen. Dieser wünsche eine Begräbnis in aller Zurückgezogenheit. Die Witwe hat offenbar nichts mitzureden. Denn wie die Anwälte derzeit einklagen, soll sie zum Zeitpunkt der Vermählung mit Brown noch anderweitig verheiratet gewesen sein.

Weniger makaber, aber auch deutlich langweiliger geht es mal wieder in Berlin zu. Hier wird nächste Woche etwas passieren, das in dieser angekündigt wurde: Der Generaldirektor der Berliner Opernstiftung Michael Schindhelm tritt zurück – und zwar erleichtert. Der Grund für seine Entscheidung war das Einsehen in die eigene Einflusslosigkeit. „Ich kann nicht mehr viel bewirken“, sagte er knapp. Entsprechend forderte er für seinen Nachfolger mehr Befugnisse. Die Berliner Opernstiftung, deren Zuschüsse bis 2009 um 16,8 Millionen Euro sinken sollen, vereint seit drei Jahren die drei großen Opern in der Stadt und soll Kosten einsparen.

Zukunftsweisender erwies sich hingegen eine Geldeintreibe-Aktion in Leipzig. Beim „Rundgang 2006“, dem jährlichen Ausstellungshöhepunkt der Hochschule für Grafik und Buchkunst, boten Studierende und ProfessorInnen erstmals 500 eigene Arbeiten feil. Nur eine Stunde nach Verkaufsbeginn hatten rund 400 der jeweils in eine DIN-A4-Hülle eingeschweißten Werke die BesitzerIn gewechselt. Kostenpunkt: 30 Euro. Dass die Arbeiten anonym ausgestellt wurden, dürfte wesentlich dazu beigetragen haben, dass die Interessenten im Minutentakt zuschlugen: Vielleicht hatte man ja Neo Rauch erwischt?