Wild, klein, trotzig

Wie ist der zukünftige Wähler einer „Merz-Partei“ drauf?

Der Politiker Friedrich Merz war ein großes Kind, das von einer einfachen Welt träumte, sich vor Frauen fürchtete und viel an der großen Koalition litt. Vor allem aber war er ein Trotzkopf, der mit Niederlagen nicht umgehen konnte und für seine eigenen Fehler stets andere verantwortlich machte.

Nun zitiert Bild „renommierte“ Demoskopen und Parteienforscher, die einer neuen „Merz-Partei“ gut und gerne zehn Prozent der Wählerstimmen zutrauen.

Das erstaunt.

Ist tatsächlich nur noch jeder zehnte Deutsche ein Trotzkopf, der mit Niederlagen nicht umgehen kann und für eigene Fehler gern andere verantwortlich macht? Ein wild gewordener Kleinbürger, dem die FDP zu liberal, die Union zu sozial und die NPD nicht konformistisch genug sind? Merkwürdig. Der Amtsrichter Ronald Barnabas Schill, dem Juristen Merz in der Persönlichkeitsstruktur eng verwandt, brachte es in Hamburg mit seiner Partei immerhin auf 20 Prozent – was der Verbreitung dieser charakterlichen Disposition schon näherkommen dürfte. Selbst wenn Merz irgendwohin gewählt würde, wäre das nur die nächste Chance, beleidigt zu sein. Ganz ähnlich wie bei Schill, könnte es am Ende dann auch über Merz heißen: Er wurde zuletzt in Brasilien gesehen. RAB