Problemfall Dollar

Die Amerikaner importieren zu viel, während die Wirtschaft schwächelt. Das setzt ihre Währung unter Druck

BERLIN taz ■ In den USA leben Regierung und Bürger gerne auf Pump. Jetzt aber hat das amerikanische Außenhandelsdefizit eine neue Rekordmarke erreicht: Für 585 Milliarden Dollar haben die Vereinigten Staaten in den ersten neun Monaten dieses Jahres mehr Waren importiert als exportiert. Das Defizit ist damit um 25 Milliarden Dollar höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, wie das US-Handelsministerium mitteilte.

„Das könnte den gesamten Welthandel in eine Rezession stürzen“, sagt Carsten Hefeker vom Institut für Wirtschaftsforschung Hamburg (HWWA). Der Grund für die Besorgnis: Nach dem Lehrbuch führt ein hohes Defizit auch zu einer hohen Abwertung einer Währung. Der amerikanische Dollar aber trotzt allen Lehren. Eigentlich müsste dieser bei anhaltendem Außenhandelsdefizit an Wert verlieren. Immer wenn die USA im Ausland einkaufen, bezahlen sie in Dollar. Je mehr Dollar auf dem internationalen Markt sind, desto leichter kann die Nachfrage befriedigt werden. Der Wert sinkt.

Für Wirtschaftsmächte gelten andere Regeln. Der Dollar hat politische Bedeutung: Er wird in vielen Ländern als Reservewährung nachgefragt. Politisch instabile Staaten tauschen zuweilen ihre eigene Währung gegen den Dollar. Das könnte sich ändern. Die Anzeichen einer wirtschaftlichen Schwäche der USA mehren sich. Die Wachstumsprognosen wurden auf 1,3 Prozent für das kommende Jahr nach unten korrigiert. Der Euro gewinnt zunehmend als Reservewährung an Bedeutung.

Der Dollarkurs wird sich nun nach unten korrigieren, da sind sich die Ökonomen einig. Die Frage ist nur, wie. Joachim Scheide vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel geht von einer langsamen und gemäßigten Anpassung in den nächsten fünf bis zehn Jahren aus. „Für einen Absturz des Dollars müsste eine plötzliche Krise auftreten, die für einen großen Vertrauensverlust sorgt. Dafür sehe ich keine Anzeichen.“ Anderen Volkswirtschaften würde eine langsame Abwertung des Dollars wenig schaden. Hefeker vom HWWA hingegen betont wachsendes Misstrauen: „Mit der Schuldenaufnahme wächst die Sorge, dass das Geld nicht zurückgezahlt werden kann.“ Bei einem Dollarabsturz würde in vielen Ländern – allen voran Deutschland – ein Teil des Exports wegbrechen, was eine weltweite Rezession auslösen würde, warnt Hefeker. Die beste Lösung wäre, dass die USA sparen, Staat wie Verbraucher. MAIKE BRZOSKA