HAMBURGER SZENE VON ELENA OCHOA
: Sperrgebiet Gänsemarkt

Der Platz ist ausgestorben, Papier weht wie Wüstenteufel über den Marktplatz. Kein Demonstranten mehr, keine Polizisten

Es ist 9.45 Uhr, als ich aus der U-Bahn am Jungfernstieg steige. Eilig gehe ich die Treppen hoch zur Bushaltestelle Richtung Gänsemarkt, meine Schicht hat bereits begonnen. „Leider kann die Bushaltestelle heute nicht bedient werden“, läuft es durch die Busanzeigetafel.

Ich schaue nach rechts und sehen den Grund. Das Ende des Jungfernstiegs ist komplett gesperrt. Hinter dem Absperrzaun sieht man Polizisten in grüner Schutzkleidung, Polizisten mit Coffee-to-go, Polizisten die an der Absperrung patrouillieren und einige verwirrte Passanten. Heute ist wieder Nazi-Demo.

Gegen Mittag mischen sich die gelben Plakate der NPD zwischen die grünen Uniformen. Von meinem Arbeitsplatz habe ich einen perfekten Blick auf die 30 bis 40 Demonstranten. „Ist das alles oder kommt da noch mehr?“, frage ich meinen Kollegen. „Ne, die Linken stehen auch schon da.“ Genau unter unserem Fenster stehen 100 Gegendemonstranten und geben ein stetiges: „Nazis Raus!“ von sich.

In meiner Pause schaffe ich es kaum zurück durch die Linien der Polizisten. Das Pfeifkonzert und die Parolen schwellen weiter an. Dann gegen drei wird alles ruhig. Der Platz ist ausgestorben, Papier weht wie Wüstenteufel über den Marktplatz. Kein Demonstranten mehr, keine Polizisten. Das war es also, denke ich. So viel Aufmarsch für so wenig Theater.