Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

„Freischwimmer“ heißt eine Plattform für junges Theater sinnfällig, weil sich da junge Performer und Theatermacher aus den Brutkästen ihrer Ausbildungsstätten und Projektkokons herauswagen und zu Echtzeitbedingungen (sprich: vor Zuschauern) freischwimmen sollen.

Das inzwischen schon höchst traditionsreiche Festival tourt durch Deutschland, Österreich und die Schweiz und macht dabei in den jeweiligen Hochburgen der freien Theaterszene Station.

Es beginnt am Donnerstag in den Sophiensælen, und zwar mit der Berliner Formation „Lovefuckers“, die ihren Gaddafi-Thriller mit Puppen, Musik, Äktschn, Videoclips und Revolution „King of the Kings“ präsentieren. Hinter den „Lovefuckers“ stecken die beiden Puppenspielerinnen Anna Menzel und Ivana Sajevic.

An der Schaubühne hat morgen im Rahmen des F.I.N.D. als Gastspiel eine Inszenierung der israelischen Regisseurin Yael Ronen Premiere: das Stück „Morris Schimmel“ des früh verstorbenen israelischen Ausnahmedramatikers Hanoch Levin, dessen Dramen sehr einzigartig ostjüdische Mystik mit den existenzialistischen Themen der europäischen Theateravantgarde verbanden. Levins Figuren scheinen oft vom Dybbuk und dem Geist Samuel Becketts gleichermaßen besessen. So auch Titelfigur Morris Schimmel. Vom Geist der faschistischen Vergangenheit besessen ist die Erzählerin von Christa Wolfs berühmtem Roman „Kindheitsmuster“, den sie sich durch intensive Selbstbefragung auszutreiben versucht.

Am Maxim Gorki Theater kommt am Samstag eine Befragung des Stoffs aus den 1970er Jahren durch den Regisseur Johann Kuitan heraus.

Und im Berliner Ensemble hat heute Abend Thomas Langhoffs Inszenierung von Tennessee Williams’ Stück „Endstation Sehnsucht“ Premiere. Mit Dagmar Manzel als Blanche Dubois.

■ Freischwimmer: Sophiensæle, ab Donnerstag

■ „Morris Schimmel“: Schau-bühne, ab Mittwoch

■ „Kindheitsmuster“: Maxim Gorki Theater, ab Samstag

■ „Endstation Sehnsucht“ Berliner Ensemble, ab Dienstag