Es sollen sich alle „Leistungsträger“

zu Wort melden, die sich schon lange fragen, was die Stundenschinderei, die Hackordnung, das präpotente Dominanzgebaren und die ständige Handy-Bereitschaft – selbst im Urlaub – mit Leistung zu tun haben. Die ungewollt als Alleinverdiener heißlaufen, weil es sich mit der Familiengründung so „ergeben“ hat, und sich von dieser Verantwortung und den hohen Erwartungen im Job überfordert fühlen. Die keinen Bock mehr haben auf lange Konferenzen nach Feierabend, in denen ihnen mit Bullshit-Bingo die Zeit geklaut wird. Dann müssten wir alle nicht länger darüber rätseln, warum viele Frauen dieses Spiel nicht mitspielen wollen. Und es könnte endlich eine sinnvolle Diskussion über deutsche Arbeitskultur losgetreten werden.

Wenn all diese Männer den Mut fänden, ihre Vorgesetzten zu enttäuschen, indem sie sich auf ihre wahren Bedürfnisse und die Familie besinnen und etwas Platz machen, dann könnte man vielleicht die Quote überspringen.

Es sollen sich auch die Millionen arbeitsloser Frauen zu Wort melden, die nicht mal als solche gemeldet sind, weil sie sich nach der deutschen Kinderpause – oft zu Recht – keine Chancen mehr ausrechnen. Und ihren Frust über fehlende Entlastung, über moderne Muttermythen, die geistige Unterforderung bei ständiger Überlastung und den gestressten Ehemann auf die Straße tragen.

Ich möchte die gut bezahlten Forscher und Forscherinnen, die nicht müde werden zu behaupten, dass diese Schräglage allein schon durch unsere Gene und Hormone festgezurrt ist, auf die Bühne holen und mit Tomaten bewerfen. Wer ist dabei?

LISA ORTGIES, 44, MODERATORIN VON „FRAU TV“