Es ist an der Zeit,

dass Feministinnen endlich begreifen, dass Feminismus und westliches Überwertigkeitsdenken einander ausschließen. Das Selbstbestimmungsrecht von Frauen, für das die Frauenbewegung stets eingetreten ist, muss auch jene einschließen, die eine andere Geschichte haben als wir und ihren eigenen Weg gehen. Ob der uns gefällt oder nicht, ist nebensächlich. Ich würde mir Feministinnen wünschen, für die Solidarität nicht Bevormundung heißt und die andere Frauen nicht zu Opfern stempeln. Frauen (und Männer) würde ich mir wünschen, die Vertrauen haben in die Klugheit, die Wut, die Kreativität und die Power von Frauen, die anders leben (müssen) als wir. Nur sie können wissen, was gut für sie ist. Alles andere wäre Rassismus. Es kann nicht unsere Aufgabe sein, dem westlichen Patriarchat die Stange zu halten.

ERICA FISCHER, 67, SCHRIFTSTELLERIN („AIMÉE & JAGUAR“)