THEATER

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Die drei Worte Kinder, Küche, Kirche umrissen lange das korsettenge Wertesystem und damit die Koordinaten, in denen Frauen eine Gestaltung ihres Lebens möglich war – wenn man von Gestaltung überhaupt reden kann).

Diese drei Worte überschreiben auch ein Theaterstück, das die legendäre italienische Schauspielerin und Theatermacherin Franca Rame gemeinsam mit ihrem Mann Dario Fo geschrieben hat: „Nur Kinder, Küche, Kirche“, uraufgeführt im Jahr 1977, besteht aus sieben Frauenmonologen und ist ein berühmter feministischer Schlüsseltext. Es geht um Gewalt gegen Frauen, Gewalt, die Frauen gegen sich selbst oder die Gesellschaft richten – namenlose Frauen oder Frauen wie Ulrike Meinhof, der einer der Monologe gewidmet ist. Franca Rame wusste, wovon sie redete und schrieb. 1973 war sie von einer Gruppe Männer entführt und stundenlang brutal vergewaltigt worden – ein Versuch italienischer Neofaschisten, die prominente linke Theatermacherin zu demütigen und einzuschüchtern. Aber Franca Rame war nicht einzuschüchtern und saß wenige Jahre vor ihrem Tod sogar im italienischen Senat. In der Brotfabrik am Caligariplatz spielt die junge Schauspielerin Lydia Wilke nun diese berühmten Texte über die Gefangenschaft der Frau in ihrer gesellschaftlichen Rolle. (Brotfabrik: „Nur Kinder, Küche, Kirche“, 1. u. 2. 8., jeweils 20 Uhr).

Mit Gewalt befasst sich auch das Berliner Kriminaltheater in der Palisadenstraße. Es geht um Verbrechen, um Mord und Totschlag. Aber um Aufklärung naturgemäß auch. Zu Beispiel im Stück „Die Mausefalle“ von Agatha Christie, in dem es um Mördersuche in einer altehrwürdigen Londoner Pension geht. Seit 1952 wird es täglich im Londoner Westend gespielt. So lange ununterbrochen auf dem Spielplan eines Theaters zu stehen, hat noch kein anderes Stück der Welt geschafft. Aber auch von Wolfgang Rumpfs Berliner Inszenierung dieses Stücks hat es laut Angaben des Theaters bereits über 1.100 Vorstellungen gegeben. Nun steht der mörderische Whodonit-Boulevardrenner wieder auf dem Programm. Im Lakeside Burghotel in Straußberg spielt das Kriminaltheater open air noch einen weiteren Agatha-Christie-Hit: „Tod auf dem Nil“. Es geht um Mord auf einem Nildampfer, und mit dabei, der berühmte Inspektor Hercule Poirot. Das Strausberger Lakeside Hotel ist im neogotischen Stil gehalten und sieht wie ein altes englisches Castle aus. Die Rolle des Nils übernimmt der märkische Straussee, an dem das Hotel sehr malerisch gelegen ist. (Berliner Kriminaltheater: „Die Mausefalle“, 2. 8., 20 Uhr, „Tod auf dem Nil“, 2. 8., 20 Uhr, Alle Infos: www.kriminaltheater.de)