Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

LARS PENNING

Das grundsätzliche Konzept der Musicals von Regisseur Bob Fosse bestand in einer Austauschbarkeit von Bühnennummern und dem Leben seiner Figuren. So auch in „Cabaret“ (1971), wo zwar alle Musiknummern im Rahmen eines Bühnenauftritts ablaufen, dabei jedoch stets die Handlung kommentieren. Im Mittelpunkt steht die Nachtclub-Sängerin Sally Bowles (Liza Minnelli), die im Berlin der frühen 1930er Jahre versucht, ihre Karriere voranzutreiben. Einmal mehr verkörpert Minnelli hier eine im Grunde unsichere Frau, die ihren Wunsch nach Geborgenheit und Liebe hinter Masken versteckt. (OF, 1.8. Babylon Mitte)

Von einem mitten im Zweiten Weltkrieg gedrehten britischen Film hätte man wohl kaum ein Plädoyer für Völkerfreundschaft mit den „guten“ Deutschen erwartet. Doch das wunderbare Technicolor-Werk „The Life and Death of Colonel Blimp“ stammt von Michael Powell und Emeric Pressburger, die sich um die Norm von Propagandafilmen kein bisschen scherten. In der Lebensgeschichte des alternden Majors Clive Candy (Roger Livesey) gehört Leutnant Theo Kretschmar-Schuldorff (Adolf Wohlbrück), dem der Major einst zu Kaisers Zeiten in Berlin bei einem Duell begegnete, zu den wichtigsten Bezugspersonen. Zugleich erzählen Powell und Pressburger davon, wie sich die Mentalität der Soldaten über die Jahrzehnte ändert: Die Vorstellungen von Fairness, denen die alten Krieger noch anhängen, haben im Kampf mit den Nazis schließlich nichts mehr verloren. (OmU, 2.8., 6.8. Zeughauskino)

In den frühen 1970er Jahren gehörte die Rockband/der Rockstar Alice Cooper mit schnörkellosem Detroitrock und einer sehr makabren, ans Vaudeville gemahnenden Bühnenshow zu den bekanntesten Musikacts. In der spannenden kanadischen Musikdokumentation „Super Duper Alice Cooper“ erzählen Sänger Vincent Furnier und seine ehemaligen musikalischen Mitstreiter aus dem Off, wie es dazu kam – und welche letztlich vorhersehbaren Fallen (Alkohol, Drogen und Golfspielen) der Ruhm so mit sich bringt. (OmU, 31.7., 6.8. Brotfabik-Kino)

Garantiert nicht im Mittelpunkt stehen jene Musiker, die Regisseur Morgan Neville in der Dokumentation „20 Feet from Stardom“ porträtiert: Backgroundsänger und -sängerinnen, die den Sound moderner Pop- und Rockmusik entscheidend mitprägen. Dabei wird die Frage, was einer Solokarriere im Weg stand, auf vielfältige Weise beantwortet: nicht genug Ego, kein Sinn für Business-Belange, nicht genug Unterstützung der Plattenfirma. Was bleibt, sind gute Musik und Menschen, die mit ihrem Schicksal gar nicht so unglücklich sind. (OmU, 5.8. Freiluftkino Kreuzberg)