Ich möchte nie mehr erleben müssen,

dass deutsche Behörden zu früher Stunde eine Familie aus dem Schlaf reißen und zum nächsten Flugplatz abtransportieren. Erst neulich habe ich so eine schreckliche Abschiebung erlebt: Rein in den Flieger und ab mit den Leuten. Da waren Kinder dabei, die hier geboren sind und deutsch sprechen. Die hier Kindergärten und Schulen besucht haben und deutsche Freundinnen und Freunde haben. Die Nachbarn sind zusammengelaufen und haben der Polizei die Fäuste gezeigt. Das will was heißen in einem schwäbischen Dorf.

Allein die Sprache: Die Zeit ihrer „Duldung“ sei abgelaufen. Sie würden nun „ausgeschafft“ in das Land, aus dem sie geflohen waren. Der Grund ihrer Flucht: Ihnen wurde das Leben dort unmöglich gemacht, ihnen wurde der Tod angedroht.

Ich schäme mich für mein Land. Weil es Flüchtlinge und Verfolgte nicht aufnehmen will. Ein Land, aus dem in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts Tausende in andere Länder fliehen mussten und dort Asyl bekamen.

Ich wünsche mir, dass wir offen sind für Verfolgte, die hoffen, in unserem reichen Land Zuflucht zu finden. Und dass wir froh sind, diesen Menschen die ersehnte Sicherheit und das erhoffte bessere Leben ermöglichen zu können.

BEATE SCHMEICHEL-FALKENBERG, 84, LITERATURWISSENSCHAFTLERIN UND EXILFORSCHERIN