Am Ende gewinnt der Unparteiische

Der VfL Osnabrück unterliegt mit 0:2 gegen die agil aufspielende Düsseldorfer Fortuna. Jetzt stehen beide punktgleich an der Spitze der Fußball-Regionalliga – aber der Abstand zum breiten Verfolgerfeld ist verschwindend

Es ist ein Elend mit dem deutschen Ligafußball: Wenn ein Schiedsrichter in der Bundesliga schlecht pfeift, muss er nicht selten in der dritten Liga ran. Beim Spiel Fortuna Düsseldorf gegen VfL Osnabrück war es Felix Brych, der diese Art von unparteiischer Rehabilitierung durchlief. Der Münchner war unlängst wegen nicht gegebener Elfmeter und unterlassener Nachspielzeiten in die Kritik geraten – nun wurde er zwei Ligen tiefer eingeteilt. Das war Pech für die beiden Spitzenteams in der Regionalliga Nord – und genauso blöd für die 24.090 Zuschauer in Düsseldorf: Der promovierte Jurist Brych pfiff 90 Minuten lang überkorrekt und pedantisch.

Dabei verteilte er nicht etwa besonders viele Karten – drei gelbe plus eine gelb-rote –, sondern überführte das Spielgeschehen in einen Zustand permanenter Denunziation und Verdächtigung. Ein Körperkontakt – der Mann in Schwarz pfiff. Ein soft ausgefahrener Arm – Brych trillerte schon wieder. Ein Spieler lässt sich fallen – muss doch ein Foul sein. Der 31-Jährige gehört gemeinsam mit dem nicht minder überkorrekten Michael Kempter, 24, angeblich zu den großen Talenten unter den deutschen Schiedsrichtern. Für Fußballfans, die ab und zu auch mal gern einen Zweikampf sehen, sind sie eine Bedrohung.

Immerhin: Brychs Pedanterie war gleich verteilt, keinem der beiden Teams wurde beim 2:0-Heimerfolg der Fortuna etwas geschenkt. Osnabrücks Trainer Claus-Dieter Wollitz war nach Spielende deshalb auch schlau genug, die Ursachen der Niederlage nicht beim Schiedsrichter zu suchen. „Bei dem einen oder anderen von uns hat die hundertprozentige Konsequenz gefehlt“, sagte er. Und dass Fortuna „verdient gewonnen“ habe.

Besonders gut bei den Düsseldorfern war der frühere Hamburger Bundesligaprofi Jörg Albertz. Der 36-jährige Mittelfeldspieler stellte die Osnabrücker Defensive immer wieder mit präzisen Pässen in Frage. Und wie man Fouls „zieht“ und Freistöße „herausholt“ bei einem unsicheren Schiedsrichter wie Felix Brych, weiß Albertz sowieso. Selbst bei Alleingängen und Sprints machte der Ex-Glasgow-Rangers-Star eine recht schnelle Figur. Gegenüber Fortunas Kombinations-Toren – erzielt durch den ebenfalls betagten Marcus Feinbier – hatte Osnabrück nur einen Pfostentreffer von Daniel Chitsulo und einen verdaddelten Nachschuss von Addy-Waku Menga vorzuweisen. „Das war eine ordentliche Leistung“, kommentierte denn auch Düsseldorfs Trainer Uwe Weidemann den Erfolg seiner Mannschaft, auch wenn man „nicht immer dominant“ gewesen sei.

Auf Dominanz können weder Düsseldorf noch Osnabrück in den nächsten Wochen hoffen. Zwar stehen beide Teams nun punktgleich an der Spitze der Regionalliga, doch der Vorsprung zum breiten Verfolgerfeld ist minimal. Derzeit können sich noch etwa zehn Mannschaften Hoffnungen auf den Aufstieg machen. Vielleicht lag es daran, dass beide Trainer nach Spielende wirkten wie nach einem Unentschieden. Klarer Sieger ist wohl Schiri Brych, der sich keine Blöße gegeben hat: Die Erste Liga wartet. MARTIN TEIGELER