Neuer ver.di-Chef nominiert

Die Dienstleistungsgewerkschaft stellt in Niedersachsen und Bremen die Weichen für einen neuen Chef: Nachfolger von Wolfgang Denia soll Siegfried Sauer werden. Für die ver.di-Spitze wird allerdings noch dringend eine Frau gesucht

„Es gibt noch ein Leben vor dem Tod.“ Mit dieser Begründung hatte Wolfgang Denia im November 2006 überraschend angekündigt, das Amt des Landesbezirksleiters der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di in Niedersachsen und Bremen abzugeben. Der 55-Jährige, der den 280.000 Mitglieder starken Landesbezirk seit seiner Gründung im Jahr 2001 geleitet hatte, will nach der Delegiertenkonferenz am 20. und 21. April in die Ruhephase der Altersteilzeit gehen.

Eine Findungskommission schlug dem Landesbezirksvorstand als Denias Nachfolger den derzeitigen Landesvize Siegfried Sauer vor. Das Gremium entschied sich nach Informationen der taz bereits am vergangenen Donnerstag.

Sauer ist derzeit in der ver.di-Zentrale in Hannover für Personal und Finanzen zuständig. Der Funktionär habe in den Bewerbungsgesprächen „als politischer und strategischer Kopf überzeugt“, heißt es aus dem elfköpfigen Gremium. Sauer, der als knackiger Redner gilt, solle dafür sorgen, dass die Gewerkschaft „aus der Defensive herauskommt“. Nicht nur für die Gewerkschaft ist das wichtig: Im Jahr vor der Landtagswahl dürften sich auch die siechen Sozialdemokraten Rückendeckung vom neuen ver.di-Chef erhoffen.

Sauer habe erreicht, dass die Verdianer in Niedersachsen und Bremen bei den wichtigen Kennzahlen Geld und Mitglieder im Vergleich zu anderen Landesbezirken weit vorn rangieren, heißt es aus der Findungskommission. Sauer setzte sich im Bewerbungsmarathon, der seit Ende des vergangenen Jahres lief, gegen den derzeitigen Leiter des für Gesundheit zuständigen Landesfachbereichs 3, Joachim Lüddecke, durch.

Als eine von Sauers Stellvertreterinnen wurde Marita Rosenow nominiert, derzeit bereits stellvertretende Landesbezirksleiterin und für Sozial- und Gleichstellungspolitik zuständig. Rosenow kommt aus der ÖTV Weser-Ems und arbeitet derzeit in Bremen.

Da für die ver.di-Spitze eine Quote gilt, wird weiter nach einer Frau mit ver.di-Hintergrund für den dreiköpfigen Landesbezirksvorstand gesucht. Die Delegiertenkonferenz kann auch noch selbst Bewerber ins Rennen schicken. Es gilt aber als sicher, dass sie dem Votum ihrer Leitung folgt. Diese tagt am kommenden Wochenende in Walsrode über den Vorschlägen der Findungskommission. Was der Alt-Häuptling Denia plant, ist bislang unklar: Vielleicht wird er ja Schattenminister für die Niedersachsen-SPD. KAI SCHÖNEBERG