An Russland kommt im Kosovostreit niemand mehr vorbei
: Der Preis wird höher

Das hatte sich der UN-Vermittler Martti Ahtisaari so schön ausgedacht. Flankiert von der EU und den USA wollte er der Region Frieden bringen. Erst sollten die Verhandlungsteams der Albaner und Serben miteinander ringen; dann würde die UN, weil kein Kompromiss zustande kommt, die endgültige Entscheidung über den Status des Kosovo treffen.

Die schöne Vorstellung ist jetzt nicht mehr aufrechtzuhalten. Nicht wegen der Massenproteste auf beiden Seiten. Denn die Bewegung Selbstbestimmung ist bei den Albanern isoliert, weil alle wichtigen politischen Parteien den Plan unterstützen. Und bei den Serben braucht man die Proteste ohnehin nicht mehr, da mit dem Auftritt des russischen Präsidenten Wladimir Putin in München klar ist: Die Vetomacht Russland wird im Weltsicherheitsrat keiner Lösung zustimmen, die von Belgrad nicht akzeptiert wird.

Mit dem Rückenwind aus Moskau wird Belgrad wieder fester auftreten. Statt den eigentlich für die Serben günstigen Plan anzunehmen, der immerhin den serbischen Gemeinden im Kosovo Autonomie verspricht und Belgrad viele Einflussmöglichkeiten im Kosovo sichert, wollen die führenden Politiker in Belgrad nun mehr.

Vor einem Jahr noch wurde selbst in Belgrad über die Radikale Partei Serbiens gelacht, als sie die Integration in die EU ablehnte und Serbien in ein neues Bündnis mit Russland führen wollte. Jetzt zeigt sich, dass diese Vorstellung nicht so unrealistisch war, da Russland mehr ist als ein strategischer Partner der Serben. Im letzten Jahr ist es mit vielen Investitionen auch zur wirtschaftlich bedeutsamen Macht im Lande aufgestiegen.

Und Putin? Er kann auch im Kosovo aller Welt zeigen, dass Russland auf die weltpolitische Bühne zurückgekehrt ist. Nach der als Niederlage empfundenen Osterweiterung der Nato, der Integration Bulgariens und Rumäniens in die EU, ist für Russland ein Bündnispartner wie Serbien höchst willkommen. Der Preis für ein Statusabkommen über das Kosovo wird jetzt hochgeschraubt. Vor allem die albanische Bevölkerung des Kosovo muss ihn bezahlen. ERICH RATHFELDER