KOMMENTAR: BENNO SCHIRRMEISTER ÜBER BOYKOTT
: Unerträgliche Symbole

Ein Boykott ist in erster Linie ein eindeutiges Symbol, ein „geistiges Wirken durch die Meinungsäußerung“, wie ihn das Bundesverfassungsgericht vor 50 Jahren eimnal bezeichnet hat. Aber ein eindeutiges Symbol passt nur zu eindeutigen Konfliktlagen, solche also, in denen Gut und Böse, Schuldige und Unschuldige klar zu benennen sind. Im Nahen Osten können das nur vollendet Ahnungslose und Demagogen.

Das Bremer Friedensforum hat durchaus auch naive Mitglieder. Doch der demagogische Charakter des Aufrufs überwiegt: Denn im vollen Bewusstsein darüber, dass er zwangsläufig an den Boykott jüdischer Geschäfte durch die Nazis zu erinnert, wird eben nicht auf ihn verzichtet, sondern der Vergleich wird als „abwegig“ abgetan und auf die moralische Autorität des Weltkirchenrats verwiesen, der den Appell auch unterstütze. Bloß ist es mit der auch nicht so weit her, angesichts der reichen und längst nicht überwundenen antisemitischen Geschichte seiner Mitgliedsorganisationen, und seinem dringenden strategischen Interesse, sich mit der arabischen Welt gut zu stellen, weil dort ja – anders als in Israel – Christen verfolgt werden.

Nein, Symbole verlieren ihre Geschichte nicht, und sie können durch sie unerträglich werden.