SOUNDTRACK

Studenten der Musikwissenschaft sind vielleicht besonders anfällig, in die Gefahrenzone spezifischen Muckertums zu geraten. Sie können und verstehen schließlich viel bis alles und wollen das dann auch gerne demonstrieren, was den Anwesenden, die – natürlich nur rein musikalisch gesehen – ja oft von niedrigerem Stand sind, nicht immer gut gefällt. So entsteht „special interest“-Musik für andere Studenten (und Journalisten) der Musikwissenschaft. Wie gut, dass bei den aus Newcastle und Manchester stammenden Everything Everything an den entscheidenden Punkten alles ganz anders ist. Zwar rekrutieren sich die Angehörigen auch hier tatsächlich aus Fachkreisen, sie haben dort oder wo auch immer jedoch das richtige Handwerk für fluffigen, elektrifizierten, schwülstig-opulenten Pop erlernt, der ein wenig klingt, als hätten sich „Radiohead“ Lieder von „The XX“ und „U2“ vorgenommen und auf Tanzfläche gebürstet. Bis man der Band wirklich den Titel „neue Picassos des Pop“ (New Musical Express) verleihen kann, fließt wohl noch etwas Wasser durch Tame und Tyne, aber …Di, 15. 3., 20 Uhr, Uebel & Gefaehrlich, Feldstraße 66 Es gibt diese Art von Musik, die in Kreisen mit „progressivem“ Musikgeschmack, eine Zeitlang prinzipiell Punk und Hardcore, aufrichtig gehasst wurde. Ob nun alles, was auf dem Dancefloor stattfand, verdächtig schien, weil hier ein anderes Konzept von Körperlichkeit dominierte oder weil man doch eher ganz banal elitär den Geschmack der Masse ablehnte: im Ergebnis waren Disco und Pop nullkommagarnichts. Heute benötigt man glücklicherweise nicht mehr den Umweg über trashige 80er, 90er, Eurobeat-Partys, um „das“ dann doch gut zu finden und sich wieder etwas würdevoller bewegen zu können. Danke dafür zum Beispiel an Scream Club, ein aus Olympia stammendes und mittlerweile in Berlin ansässiges Duo, das auf denkbar beste Weise Großraum-Disco und Electro mit Rap und überbordender Performance anreichert. Das neueste Album der zwei „gaysimmetrical superheroes“ ist in Zusammenarbeit mit dem französischen Elektromusiker Electrosexual entstanden, der für die Konzerte gleich mit eingepackt wurde. Sa, 12. 3., 21.30 Uhr, Centro Sociale, Sternstraße 3

Die aus Athens/USA stammende Cara Beth Satalino ist sozusagen im Nebenjob Sängerin in einer Band, entfaltet aber bereits alleine mit Gitarre jene Art umfassender Präsenz und vor allem Atmosphäre, die nicht alle Singer/Songwriter, geschweige denn Bands garantieren. Klar, kraftvoll und stellenweise so melancholisch ist das, dass Greg Sage, der hier eine gute Referenz ist, wie eine gutgelaunte Stimmungskanone wirken muss. Mi, 16. 3., 10-30 Uhr, Strips & Stories, Seilerstraße 40 NILS SCHUHMACHER