Ein Reparaturteam für die Welt

HIPPEN RÄT AB In „Der Plan“ von George Nolfi versuchen graue Männer die Welt nach ihrem Design zu lenken, aber ihnen kommt die große Liebe dazwischen

Wie in den meisten Kurzgeschichten von Philip K.Dick gibt es keinen Helden, aber dies hat Nolfi, wie die meisten Filmemacher, als erstes geändert

VON WILFRIED HIPPEN

Philip K. Dick würde sich sehr wundern, wenn er noch erleben könnte, was in Hollywood alles aus seinen Science-Fiction-Stories gebastelt wurde. Gleich nachdem er 1982 an den Folgen eines Schlaganfalls starb, begann mit „Blade Runner“ eine erstaunliche Reihe von Adaptionen seiner Stoffe, von denen „Total Recall“, „Minority Report“ und „A Scanner Darkly“ nur die bekanntesten sind. Auch die „Matrix-Trilogie“ und „Dark City“ wären ohne die pessimistisch-paranoiden Visionen von Dick nie entstanden.

Für seine erste Arbeit als Regisseur hat der erfolgreiche Drehbuchautor George Nolfi („Die Bourne Trilogie“) Dicks Kurzgeschichte „Adjustment Team“ von 1954 bearbeitet. Darin wird ein Immobilien-Makler zufällig Zeuge davon, dass ein „Reparaturteam“ ein kleines Stück Realität zuerst anhält und dann verändert. Wie in den meisten Kurzgeschichten von Dick, der ein sehr gespaltenes Verhältnis zu positiven Figuren hatte, gibt es hier keinen Helden, aber dies hat Nolfi, wie die meisten anderen Filmemacher, als erstes geändert.

„The Adjustment Bureau“ (so der Originaltitel) erzählt von einem jungen, aufstrebenden Politiker, der ausgerechnet in einer Herrentoilette die Frau seines Lebens trifft. Diese schicksalhafte Begegnung ist so unwahrscheinlich, dass auch jene höhere Macht, die die Dinge auf der Erde möglichst allumfassend lenkt, damit nicht gerechnet hat. In ihrem großen Plan waren diese beiden Menschen für andere Lebenswege bestimmt. Und so wird ein riesiges Reparatur-Projekt in Gang gesetzt, um zu verhindern, dass sie zusammenkommen.

Die Prämisse des Films besteht darin, dass die Menschen sich nicht selber überlassen werden dürfen. Wie im 20. Jahrhundert bewiesen wurde, agieren sie selbstzerstörerisch bis zur Selbstausrottung, wenn sie ihrem freien Willen folgen. Die höhere Macht, die alles lenkt, ist also im Grunde eine positive Despotie. Ihre Engel, die über uns wachen, sehen in „Der Plan“ allerdings frappierend wie die „grauen Männer“ in Michael Endes Roman „Momo“ aus. Wie Geschäftsleute aus den 50er Jahren oder die immer wieder gerne so klischeehaft gezeichneten FBI-Agenten sind sie uniform in Anzügen und Mänteln gekleidet (weibliche Engel gibt es politisch höchst unkorrekt gar nicht), und sie tragen alle einen altmodischen Herrenhut, der sich später als ihre Geheimwaffe entpuppt, mit dessen Hilfe sie überall auftauchen und wieder verschwinden können. Nolfi wollte diese höhere Macht absichtlich diffus und ambivalent zeichnen. Sie ist zugleich eine riesige, kafkaeske Bürokratie und eine spirituelle Instanz. Aber diese Unentschlossenheit schaden dem Film, denn da schnell klar wird, dass die Heldin in keiner wirklichen Gefahr schwebt, weil ihre Gegner ihr ja nichts böses wollen, ist der Film nie wirklich spannend.

Zudem sind die Versuche, das menschliche Handeln zu lenken, oft erstaunlich stümperhaft. So gelingt es einem Agenten nicht einmal, den Helden bis zu einem genau berechneten Zeitpunkt mit Kaffee zu übergießen, und dieser entwischt ihnen zudem ständig, sodass sein Fall im „Büro der Anpassungen“ immer weiter nach oben gereicht wird, bis schließlich ein sehr bedeutend wirkender Bürovorstand/Erzengel versucht, ihm ordentlich Angst zu machen. Dieser wird von Terence Stamp mit der nötigen Autorität verkörpert, und mit Matt Damon sowie Emily Blunt hat der Film immerhin auch ein attraktives Paar, dem man gerne durch den romantischen Erzählstrang folgt. Aber dass am Schluss dann alles durch einen Kuss gut werden kann, wäre Philip K. Dick auch in seinen abgedrehtesten Visionen nicht eingefallen.