OFF-KINO
: Filme aus dem Archive – frisch gesichtet

Was ist Film noir? Ein Genre? Ein Stil? An diesen Fragen haben sich schon so einige Studenten die Zähne ausgebissen. Missverständnisse gibt es trotzdem immer wieder, und meist gilt die Assoziation einer bestimmten Art von Detektiv- und Gangsterfilm. Was dann auch schnell einmal zu Begriffen wie Neo-noir oder Film noir in Farbe führt. Doch das ist natürlich Unsinn: Den Film noir gab es (fast) ausschließlich im klassischen Hollywood-Studiosystem, er war schwarzweiß in der sogenannten Low-Key-Technik fotografiert, und die Geschichten besaßen eine eher düster-fatalistische Grundhaltung, was durch eine oftmals labyrinthische Erzählung in verwickelten Rückblenden noch unterstrichen wurde. Ein Stil also, den man auf nahezu jedes Genre anwenden konnte. Aber am bekanntesten sind nun einmal die Detektiv- und Gangsterfilme, sie stellen somit auch das Kontingent in der Noir-Reihe des Lichtblick-Kinos. John Hustons Regiedebüt, die Dashiell-Hammett-Verfilmung „The Maltese Falcon“ (1941), gehört natürlich dazu und bietet so einiges, was den Noir-Stil in den folgenden Jahren prägte: den zynischen Privatdetektiv und seine Liebe zur falschen Frau, finstere Polizisten, seltsame Gangster und weitgehend undurchschaubare Intrigen. Humphrey Bogart als Privatdetektiv Sam Spade gibt sich hart und abweisend, doch natürlich kann man in ihm den romantischen Idealisten erkennen, der – vergeblich – für das Gute und Wahre in der Welt einsteht. Das ist auch in dem Howard-Hawks-Klassiker „The Big Sleep“ (1946) nicht anders: Hier ist Bogart der von Raymond Chandler ersonnene Detektiv Philip Marlowe, der sich durch noch viel schwärzere und undurchschaubarere Intrigen kämpfen muss und es mit einem Querschnitt menschlicher Gemein- und Schwachheiten zu tun bekommt. Die 1950er Jahre bieten sodann eine Noir-Variation in Form zweier Big-Caper-Filme an: Hustons „Asphalt Jungle“ (1950) und Stanley Kubricks „The Killing“ (1956) erzählen in fatalistischem Tonfall von Planung, Ausführung und Scheitern eines großen Coups. Dabei steht der minutiöse Ablauf des Überfalls ebenso im Mittelpunkt wie die Charakterisierung der handelnden Personen: ihre Motivation, ihre „handwerklichen“ Stärken, ihre charakterlichen Schwächen sowie ihre Träume von einem anderen und besseren Leben. Das Finale ist jedoch jeweils so fatalistisch wie im Noir-Film eben üblich. The Maltese Falcon (OmU), 13. 3., The Big Sleep (OmU), 12. 3., Asphalt Jungle 15. 3., The Killing (OmU), 14. 3., Lichtblick-Kino

Das Theater, das vorrückende Alter und Bette Davis: Joseph L. Mankiewicz’ sarkastische Komödie „All About Eve“ präsentiert die Schauspielerin als 40-jährigen Theaterstar mit einer Handvoll Problemen. Ihr Liebhaber ist einige Jahre jünger, der Bühnenautor schreibt Stücke mit 20-jährigen Hauptfiguren, und ein vermeintlicher Fan versucht, die Starrolle an sich zu reißen. Gespielt wird sowohl auf als auch jenseits der Bühne mit hinreißendem bösen Wortwitz. OF, 13. 3., Arsenal 2, 15. 3., Arsenal 1

LARS PENNING