hamburger szene
: Die Demo und ich

Jobs am Theater verschmäht kaum ein Student in diesen Zeiten. Fein herausgeputzt und bester Dinge fuhr ich am Samstagnachmittag mit der S-Bahn Richtung Bergedorf. Und welch ein Empfang am Bahnhof: grüne Uniformierte in Kampfmontur wohin das Auge reichte. Warum das? „Ach ja, die Nazis hetzen heute Vormittag gegen den Bau der Moschee“, dämmerte es mir.

Ich drängelte mich durch die verstopften Gassen, die die grünen Reihen bildeten, zum Ausgang hin. Eine uniformierte Mauer, die den Eingang versperrte, ließ mich passieren. Jetzt aber hurtig ab zur Arbeit, sonst wird es eng mit der Zeit, so dacht’ ich noch bei mir – doch vor dem Ausgang warteten hunderte Gegendemonstranten. Toll, die Antifa hatte mobil gemacht. Ich schritt voran durch die Menge, die sich augenblicklich wie von Geisterhand erhob und sich in Bewegung setzte – mit mir!

Auf einmal ging ich mit den Massen auf der Bergedorfer Straße. Und da stand uns eine Armee entgegen: Dutzende Uniformierte in Helmen und Rüstungen, und zwei Wasserwerfer. Mann, ich muss arbeiten! „Sofort alle die Straße verlassen“, schallte es bleiern durch die Lautsprecher. Die Flucht nach vorn – und mein Jackett – brachte mich hinter die Linien. Nächste Etappe. Einen Kommilitonen aus der Uni treffe ich. Ich sage ihm Hallo. Für den Polizisten an der nächsten Sperre ist mein bärtiger Freund der falsche Freund. Endstation. Denkste – einmal um den Block und ich stand hinter dieser letzten Hürde. Mart-Jan Knoche