Streit ums Sonnenland

Die Neuausschreibung des Stadtteilprojekts Sonnenland wird jetzt auf ganz Hamburg ausgeweitet. Zuvor hatte sich nur der bisherige Träger beworben – doch den wollen die Behörden nicht mehr

VON MAREN SCHULTZ

Die Emotionen kochten hoch bei der Sitzung des Jugendhilfeausschusses im Bezirk Mitte am Montag. Einstimmig beschlossen die Mitglieder von CDU, SPD und GAL, die Neuausschreibung für die offene Kinder- und Jugendarbeit im Ortsteil Sonnenland in Billstedt auf ganz Hamburg auszuweiten. Die „Sonnenländer“, die mit etwa 100 Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu der Sitzung gekommen waren, protestierten auf Plakaten gegen das Ende „ihres“ Projekts. „Hände weg vom Stadtteilprojekt“ und „Das Projekt gehört uns“ war darauf zu lesen.

Bereits Anfang des Jahres hatten Bezirksversammlung und Jugendhilfeausschuss beschlossen, die bestehenden Jugendhilfeangebote im Sonnenland einzustellen. Gleichzeitig wollten sie in einer „kleinen“ Ausschreibung in Billstedt bis Ende Januar einen neuen Träger finden. Doch an der Ausschreibung beteiligte sich nur der bisherige Träger – was nicht im Sinne der Behörden war. Diese sind mit ihm unzufrieden und verweisen auf „zunehmende Jugendkriminalität“.

Es sei notwendig, die Jugendhilfe „neu auszurichten“, sagte der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Johannes Kahrs (SPD). Vier Wochen soll die hamburgweite Neuausschreibung laufen, das bisherige Projekt endet jedoch bereits in zwei Wochen. Ein „nahtloser Übergang“, von dem Kahrs noch vor einigen Wochen gesprochen hatte, wird also nicht erreicht.

Wütend waren die Sonnenländer und der Geschäftsführer des Stadtteilprojekts, Bodo Kriehn, vor allem darüber, dass viele ihrer Fragen in der öffentlichen Fragestunde unbeantwortet blieben. „Wie stehen die reellen Chancen unseres Projekts, den Zuschlag wieder zu erhalten?“, und „Spielen persönliche Differenzen bei der Entscheidung, das bisherige Projekt einzustellen eine Rolle?“ – zu diesen Fragen wollten sich die Ausschussmitglieder nicht äußern.

Ob sich an der Neuausschreibung nun neben dem bisherigen auch weitere Träger bewerben, ist nicht klar. „Ich habe von der Neuausschreibung noch nichts gehört und kann deshalb nicht sagen, ob wir uns bewerben werden“, sagte Monika Thissen von der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Hamburg. Generell sei die AWO jedoch an Projekten der offenen Kinder- und Jugendarbeit interessiert.

Auch Timo Spiewak von der Caritas wollte sich nicht festlegen. „Wenn die Ausschreibung bei uns eingeht, werden wir sie prüfen und dann entscheiden, ob wir uns bewerben. Bislang ist dieses Projekt aber noch kein Thema bei uns gewesen.“