An der Waterfront

Zehn Jahre lang wurde am Bremer „Space Park“ herumgetüfftelt. Jetzt fliegt der ganze Plunder auf den Müll. Die neuen Besitzer wollen unter dem Namen „Waterfront“ ein Freizeitgelände einrichten

VON KLAUS WOLSCHNER

Im März 2006 hatte die irische LNC Property Group das leer stehende Space-Park-Gebäude in Bremen gekauft – gestern kam LNC-Chef William W. McCabe persönlich nach Bremen, um vorzustellen, wie die gigantische Immobilie entwickelt werden soll. Der Name „Space Park“, der untrennbar mit dem Scheitern des alten Projektes verbunden ist, soll verschwinden, „Waterfront Bremen“ soll das neue Label werden, die Speckflagge, Bremens Landeswappen, weht flott im Wind darüber. Die LNC hat 50 Millionen für die Bausubstanz ausgegeben, die die Dresdner Bank für 600 Millionen Euro gebaut hatte. Um das Gebäude für die neue Nutzung vorzubereiten, müssen weitere 80-100 Millionen Euro ausgegeben werden, sagte McCabe. Vor allem eines stört ihn: „Man merkt dem Gebäude nicht an, wie nahe es dem Fluss ist.“ Er will nicht nach den Sternen greifen, sondern ein Freizeit- und Shopping-Angebot am Fluss einrichten.

Als wertvolle Seite des Beton-Kolosses, der fast unnahbar auf dem früheren Werftgelände steht, soll die „Promenade“ an der Weser entwickelt werden. Fußgänger, die dort am Flussufer heute schon flanieren, sollen nicht mehr auf die Beton-Wand des Space-Gebäudes gucken, sondern auf eine Kette von Restaurants. Der Außenbereich bietet genug Platz für Beach-Volleyballfelder und für Kinderspielplätze. Im Winter könnte man eine Eislaufhalle unter freiem Himmel dort einrichten – der neue Betreiber hat tausend Ideen. Ziel sei es vor allem, Publikum anzuziehen und zwar solches Publikum, das immer gern wiederkommt.

Im Gebäude soll „Indoor“-Sport angeboten werden. LNC versteht sich als Vermieter der Immobilie – und sucht nun Interessenten für das Projekt „Waterfront“. Im kommenden Frühjahr soll Eröffnung sein, und danach werden Pächter für die Shopping-Bereiche gesucht. Auch da könnte es einen Wasser-bezogenen Schwerpunkt geben – wenn es denn Geschäftsleute gibt, die sich unter dem Dach Waterfront ansiedeln wollen. „Nachhaltig“ werde man an das Projekt herangehen, versicherte McCabe, und sehen, wie es sich entwickelt. Denn im Außenbereich gibt es noch viele freie Flächen – wenn es gut läuft, kann man „Waterfront“ ergänzen und erweitern.

Was die Architektur angeht, so will die Düsseldorfer Architektengruppe RKW (Rhode Kellermann Wawrowsky) vor allem Löcher in den Beton schlagen: Sechs statt zweier Eingangsbereiche, transparente Einblicke ins Innere statt abweisender Außenflächen. Insbesondere zum Wasser soll das riesige Gebäude Offenheit demonstrieren.

Allen Ideen, denen etwas ganz Groß- oder Einzigartiges anhaften könnte, erteilten die Iren eine Absage. Da war in den vergangenen Monaten über ein riesiges Casino in Bremen geredet worden – Las Vegas an der Weser. „Derzeit nicht im Gespräch“, meinten die Leute von LNC. Die gigantischen Space-Installationen, die in dem Rohbau noch funktionstüchtig erhalten sind, inklusive einer Achterbahn, auf der man mit Video-Brille eine simulierte Weltraumfahrt erleben sollte, werden einfach abgerissen. In der realistischen Beschreibung der LNC heißen die Instrumente schlicht „Fahrgeschäfte“, mit denen die alten Space-Park-Betreiber einzigartig hoch hinaus wollten.

25.000 Besucher oder mehr sollen jeden Tag kommen, wenn das Konzept aufgeht, und dann könnten 1.500 Menschen hier einen Job finden. Mit Staatsknete rechnet William McCabe nicht, „leider“, sagte er lächelnd. Die Zeiten, in denen das Land Bremen den Bau als Prestigeprojekt seiner Sanierungspolitik mitfinanzierte, sind vorbei.