valentinstag
: Fete der Nationen

Singleparty – alleine bei dem Gedanken schüttelt es Ülkü Bal: „Der Name baut schon eine Hemmschwelle auf, der Druck steigt, die Leute sind nicht mehr offen.“ Aber genau diese Offenheit will Ülkü Bal fördern. Und organisiert deshalb mit ihrem Lebensgefährten heute Abend ab 20 Uhr im „Studio S“ in Schöneberg eine Party – es soll bloß keine herkömmliche Singleparty werden, sondern eine „Relationship-national-binational-Ü35-Party“.

Klingt sperrig. Deswegen hat sich Bal einen Kurznamen überlegt: „Die 2“. „Wir nehmen das alles nicht so tierisch ernst“, erzählt sie. Dennoch deutet der offizielle Name an, dass dahinter ein ernsthaftes Konzept steht. Keine blinkenden Herzchen am Revers oder angewelkte Nelken im Knopfloch. Stattdessen ein entspanntes Treffen von Menschen verschiedener Nationalität. Die sollten, so die Organisatorin, über 35 sein, im Berufsleben etabliert und einen Partner suchen, der einer anderen Nationalität entstammt als der eigenen. Also eine Singleparty mit höherem Anspruch.

Aber auch diese Partybesucher wollen Spaß haben, zumal am Valentinstag, dem Tag der Liebenden. Deswegen sollen Liebesgedichte im Stil des Minnesangs vorgetragen werden und Lovesongs untermalt von Gitarrenklängen – thematisch soll es eben passen. Und wenn das Gespräch nicht so recht in Gang kommt, gibt’s Hilfe. Jede Stunde wird ein Paar ausgewählt, das sich zugeneigt ist und durch zehn Fragen eine Anregung für Gesprächsthemen bekommt.

In erster Linie gehe es um den Menschen, so Bal. Auf einer weiteren Ebene solle die Party ein Beitrag sein, Integration zu fördern und Toleranz zu erhöhen. Jede vierte Ehe in Deutschland sei bereits binational, sagt Bal. Ja, aber warum braucht es dann überhaupt eine solche Party? „In Berlin leben sehr viele Singles, und der Trend zu binationalen Beziehungen könnte noch verstärkt werden.“

Binationale Beziehungen sind also die besseren? Ülkül Bal sieht durchweg Vorteile einer solch gemischten Beziehung. Ein Austausch und ein größeres Repertoire an unterschiedlichsten Erfahrungen sei schließlich kein Manko, sondern bereichernd. Durch diese neuen Paarungen entstünde eine „komplett neue Gesellschaft“.

Sie weiß, wovon sie spricht. Ülkül Bal stammt aus einer türkischen Familie. Mit neun Jahren kam sie nach Deutschland, von Beruf ist sie Grafikdesignerin. Ihr Freund ist Sozialpädagoge und Deutscher – Schwabe. Sie habe von Deutschen gelernt, „dass man unterschiedlicher Meinung sein und sich trotzdem lieb haben kann“. Die Europäer wiederum, denkt Bal, können durch Südländer „ihre emotionale Seite trainieren“.

Bal selbst hat übrigens keine Singleparty gebraucht, um ihren Freund zu treffen. Die beiden haben sich über eine marokkanische Künstlerin kennen gelernt: trinational sozusagen. GITTE DIENER