Frank Wiesner, Bürgerschaftsabgeordneter der SPD
: Der Schwänzer

■ 43, ist gelernter Stadtplaner. Seit 18 Jahren sitzt er als SPD-Mitglied in der Harburger Bezirksversammlung. Foto: SPD

Dass er, angelehnt an „Florida-Rolf“, mittlerweile „Togo-Frank“ genannt wird, davon hat Frank Wiesner wahrscheinlich keine Ahnung. Denn bis heute hält er sich in dem westafrikanischen Land auf.

Am vergangenen Montag, als der 43-Jährige eigentlich das erste Mal in seinem Leben in der Bürgerschaft sitzen und den Ersten Bürgermeister wählen sollte, fiel er durch seine Abwesenheit auf. 62 SPD-Abgeordnete waren am 20. Februar gewählt worden, Olaf Scholz brauchte 61 Stimmen. Da Wiesner fehlte, musste Scholz zittern – und wurde am Ende mit einer Stimme der Opposition gewählt.

Dabei war ein Bürgerschaftsmandat Wiesners großer Traum, der nur durch die überragende Stimmzahl für die SPD in Erfüllung ging: Wiesners Platz auf der Landesliste war die Nummer 24. Umso ominöser erscheint sein Fehlen in der konstituierenden Bürgerschaftssitzung. Er habe eine SMS geschrieben, dass er den Rückflug verpasst habe, sagte Fraktionschef Michael Neumann leicht angesäuert vor der Sitzung. „Ich kann mir keinen Grund denken, warum ein Urlaub wichtiger sein sollte als die Wahl eines Ersten Bürgermeisters in Hamburg.“ Von Abgeordneten erwarte er anderes Verhalten, so Neumann. Nach seiner Rückkehr werde er Wiesner ein paar deutliche Worte mit auf den Weg geben.

Dabei galt Wiesner, der sich laut seiner Homepage gern mit Menschen trifft und „besonders gern und schlecht“ Billard spielt, bislang als absolut zuverlässig. „Er hat immer sehr viel Zeit in die Politik investiert“, sagt der Harburger Fraktionsvorsitzende Jürgen Heimath. Vor seinem Urlaub habe Wiesner ihm versichert, er werde „zu hundert Prozent“ bei der Bürgerschaftssitzung anwesend sein.

Für die Opposition in der Harburger Bezirksversammlung, in der Wiesner für die Stadt- und Verkehrsplanung zuständig ist, ist sein Fauxpas der perfekte Aufhänger. So war sich auch ein CDU-Politiker nicht zu schade, im Hamburger Abendblatt Wiesners politische Kompetenz in Frage zu stellen: „Der wäre besser in einer Unterabteilung vom Verkehrsausschuss aufgehoben.“ Es ist wohl an der Zeit, Togo zu verlassen. EMS