unverbremt
: „Guten Morgen, Herr Professor!“

Mein Musiklehrer war ein bedeutender Mann. An unserer baden-württembergischen Schule durfte er den hübschen Titel „Gymnasialprofessor“ führen. Das tat er gern, am allerliebsten in der Kurzform. Seine Laune besserte sich sichtlich, wenn ihm ein kräftiges „Guten Morgen, Herr Professor“ entgegenschallte. In Bremen – auch hier feierte der Mann als „Präsident des Ehrenkomitees der Chorolympiade“ schöne Erfolge – ist man auf solche Tricks freilich nicht angewiesen.

Wer hier eine mittlere bis große Kulturinstitution leitet, kann sich seiner Berufung zum „Prof. h.c.“ ziemlich sicher sein. Den vielfach gebeutelten MuseumsdirektorInnen & Co ist die Aufmunterung herzlich zu gönnen, zumal ihre inhaltliche Qualifikation außer Frage steht – wie auch der Nutzen, den die Studierenden haben. Folgerichtig hat die Uni gerade wieder im Dreierpack zugeschlagen: Herr Stamm von den Kunstsammlungen Böttcherstraße, „Übersee“-Direktorin Ahrndt und Landeskonservator Skalecki sind jetzt – gehaltslos – der Lehre verpflichtet. Laut Paragraf 25 des hiesigen Hochschulgesetzes „in der Regel“ für immerhin zwei Wochenstunden pro Semester, bis zur Rente.

Einzig die Begrenzung des Bremer Markts, auf dem drei Hochschulen fischen (zusammen bringen sie es auf 104 Honorarprofessoren), schiebt der weiteren Akquise einen Riegel vor. Derzeit ist lediglich der neue Weserburg-Chef noch nicht als Professor h.c. verhaftet.

Doch steckt nicht in jedem ein Elder Sciencesman? Auch Stefan Luft, ewiger Sprecher christdemokratischer Innensenatoren, verbreitet seine Anti-Multikulti-Thesen jetzt an der Bremer Universität – der allerdings lässt sich dafür bezahlen. Henning Bleyl