Betr.: kinotaz nord

A

American Hardcore USA 2006, R: Paul Rachman / Originalfassung mit Untertitel

“Aktivisten und Wegbegleiter geben kenntnisreich Auskunft über die Entwicklung des ,American Hardcore‘, jenen von allen Glam-Elementen gereinigten Punk-Rock, der seine kurze Blütezeit um die Jahre 1985/86 erlebte. Neben Interviews greift die interessante, rasant montierte Musikdokumentation auf zahlreiche Artefakte der Bewegung zurück, leitet die gesellschaftlichen und politischen Ursprünge dieser Musikrichtung her und unterlegt die Bilder mit einer Vielzahl von Musikbeispielen.“ (filmdienst) HH

Arthur und die Minimoys Frankreich 2006, R: Luc Besson, D: Mia Farrow, Freddie Highmore

„Luc Besson gelingt mit seinem in einer Kombination aus Realfilm und Computeranimation gedrehten Kinderfilm um die Abenteuer eines Volks von Gartentrollen lediglich ein milde langweilendes Fantasy-Opus mit hässlichen Figuren, die gut und gerne der Ramschecke eines Spielzeugladens entsprungen sein könnten. Warum nur müssen diese Trolle immer spitze Ohren haben? Kann man sich da nicht einmal etwas Neues einfallen lassen? „Fantasy“ kommt doch schließlich von Fantasie und nicht von Drittverwertung längst ausgelutschter Ideen.“ (tip) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Die Aufschneider Deutschland 2006 , R: Carsten Strauch , D: Carsten Strauch, Rainer Ewerrien „Von zwei benachbarten Kliniken muss eine laut ministerieller Ankündigung der Gesundheitsreform weichen. Zwischen den Häusern entbrennt ein erbitterter Konkurrenzkampf, wobei die gemütlich-skurrile Eichwald-Klinik mit ihrer ebenso inkompetenten wie sympathischen Belegschaft gegen das schicke, hochtechnisierte St. Georg-Krankenhaus, dessen Leiter in dubiose Organspendeaffären verwikkelt ist, äußerst schlechte Karten zu haben scheint. Scharfzünigige Satire auf das Krankenhaus-Genre in Film und Fernsehen, die mit deftigem, anarchischem Humor das deutsche Gesundheitssystem seziert.“ (filmdienst) H,HB, HH, HL, KI, OL

B

Babel USA 2006, R: Alejandro González Iñárritu, D: Brad Pitt, Cate Blanchett

„Der mexikanische Regisseur Alejandro Gonzáles Iñárritu stellt die babylonische Sprachverwirrung als metaphorisches Leitmotiv über ein kunstvolles Konstrukt von ineinander verwobenen Geschichten aus verschiedenen Ecken der globalisierten Welt. Ein Film über Liebe und Tod, Weltpolitik und Verteilungskämpfe, der trotz einiger Mängel im Detail große intellektuelle und emotionale Wucht entfaltet.“(tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Babooska Österreich/Italien 2005 Regie: Tizza Covi, Rainer Frimmel

„“Babooska“, ein Dokumentarfilm über das Wanderleben eines kleinen italienischen Zirkus ist voller schöner Details und erzählt von den absurden wie traurigen Momenten, ohne dass er darauf abzielt, den verzauberten Stallgeruch einer Zirkuswelt künstlich zu aromatisieren. Wenn die junge Artistin Babooska auftritt und die Reifen um die Hüfte schwingt, erlebt man einen seltsam schönen Glanz in ihren Augen, ein Glanz aus Wehmut und Glück zugleich.“ (taz) H, HB, HH, HL, KI, OL

Barrage Frankreich 2005, R: Raphael Jacoulot, D: Nade Dieu, Hadrien Bouvier / Originalfassung mit Untertiteln

„Eine 30-jährige allein erziehende Mutter in Frankreich zieht mit ihrem 15-jährigen Sohn in ein einsames Haus aufs Land an einen Staudamm. Dies ist der erste Schritt der instabilen und eifersüchtigen Mutter, die fast noch so jung aussieht wie ihr Sohn, den Jungen auch weiterhin ganz für sich zu haben und ihn am Erwachsenenwerden zu hindern. Als er sich dem widersetzt, gibt sie ihm Medikamente, die ihn schwächen -- bis es zur Katastrophe kommt. Die wortkarge Psychostudie konzentriert sich ganz auf die ebenso intensiv wie zärtlich gespielte Mutter und lebt aus einer großen inneren Spannung heraus, die sich in den Landschaftsaufnahmen widerspiegelt.“ (filmdienst) H Die Bergkatze Deutschland 1921, R: Ernst Lubitsch, D: Pola Negri, Wilhelm Diegelmann / Stummfilm mit Klavierbegleitung

“Ein durchgängig komischer Effekt entsteht durch die Ausstattung des Films. Gegen das Klischee heroischer Hochgebirgsschönheit ist ein Zuckerbäckerbau in die Schneelandschaft gesetzt, eine Kulisse, die ihren Kulissencharakter offen zeigt, die authentische Landschaft zugleich in Staffage verwandelt. Gegenüber früheren Filmen ist Lubitschs Komik hier vielschichtiger. Sie entfaltet sich als slapstickartige Militärparodie, zeigt das Militär als unmartialische, operettenhaft sich bewegende Musikkapelle oder als Parodie der ritualisierten „zivilen“ Beziehungsformen.“ (Uta Berg-Ganschow) H

Blood Diamond USA 2006, R: Edward Zwick, D: Leonardo DiCaprio, Djimon Hounsou

„Während des Bürgerkriegs in Sierra Leone in den 1990er-Jahren eröffnen diverse Parteien auf der Jagd nach einem riesigen Diamanten einen Nebenkriegsschauplatz. Der packende Abenteuerfilm arrangiert geschickt die Klischees und Stereotypen des Genres und verdichtet sich nicht zuletzt dank seines souverän agierenden Hauptdarstellers zu einem grandiosen Spektakel vor überwältigender Kulisse. Dabei schreckt er in seiner Figurencharakterisierung freilich nicht vor grober Schwarz-Weiß-Zeichnung zurück und unterläuft durch die Auslassung einiger politischer Bezüge seine eigene moralisierende Anklage.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

C

California Split USA 1974, R: Robert Altmanm D: George Segal, Elliott Gould / Originalfassung mit Untertiteln

„Die witzige Geschichte zweier Spieler, völlig gegensätzlicher Typen, die auf alles und jedes wetten, in Spielsalons, auf Rennbahnen und Straßen. Fesselnde Unterhaltung - ein explosives Gemisch aus den unterschiedlichsten Impressionen, aus Sketchen und Momentaufnahmen, präzisen Informationen und Späßen. Der doppeldeutige Filmtitel bezeichnet eine spezielle Art des Pokerspiels und - ganz wörtlich - dieses „zerrissene Kalifornien“.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Chanson d’ Amour Frankreich 2006, R: Xavier Giannoli, Gerard Depardieu, Cecile De France

„Xavier Giannolis Film ist die emphatisch liebevolle Studie eines halbseidenen Berufes: Gérard Depardieu brilliert als Ballhaussänger, der in der französischen Provinz sein nostalgisches Publikum mit Schlagern aus deren Jugend umschmeichelt und sich in eine 30 Jahre jüngere Frau (Cécile de France) verliebt.“ (tip) H, HB, HH, HL,OL

The Company - Das Ensemble USA/Deutschland 2003, R: Robert Altman, D: Neve Campbell, Malcolm McDowell / Originalfassung mit Untertiteln

“Alltag einer Ballettkompanie: Man trainiert, probt und tritt auf. Vor und hinter den Kulissen wird da geeifert und gelitten, geliebt und gestritten. Die meisten Darsteller in Robert Altmans Film sind im wirklichen Leben Tänzer beim Joffrey Ballet in Chicago. Einmal mehr legt der Regisseur viele Handlungsstränge aus, von denen er jenen um die Tänzerin Ry, gespielt von der beachtlich tanzenden Schauspielerin Neve Campbell, genauer verfolgt. Durch die Verletzung einer Kollegin rückt sie zur Primaballerina auf. Am klischierten Bild von der Ballettwelt wird zwar nur leicht, aber immerhin amüsant gekratzt, dafür ist das Kino um fabelhafte Tanzszenen reicher.“ (Neue Zürcher Zeitung) HH

D

Déjà Vu – Wettlauf gegen die Zeit USA 2006, R: Tony Scott, D: Denzel Washington, Paula Patton

„Visuell polierter Thriller über eine virtuelle Zeitmaschine, mit der sich ein Terroranschlag aufklären und vielleicht sogar verhindern lässt. ‚Déjà Vu‘ zeigt visuell glanzpoliert die Handschrift von Tony Scott und Hitproduzent Jerry Bruckheimer. Das Duo setzt seine langjährige erfolgreiche Zusammenarbeit auch mit diesem stark besetzten Thriller fort, der neben Action- auch Sci-Fi-Elemente besitzt und das aktuelle Verunsicherungsklima in Amerika mit einem Terrorismusplot spiegelt, der einen futuristischen Ausweg aus der Ohnmacht aufzeigt.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, KI, OL

Departed: Unter Feinden USA 2006, R: Martin Scorsese, D: Leonardo DiCaprio, Jack Nicholson

Was für ein düsteres Ende! Mit der Unausweichlichkeit einer griechischen Tragödie wird hier eine Geschichte abgeschlossen. Keinem der Protagonisten werden Rettung oder Vergebung gegönnt. Martin Scorsese ist der nihilistischen Essenz der Vorlage „Infernal Affairs“ treu geblieben, ohne dabei den Stil des Actionfilms aus Hongkong zu kopieren. Und in den Dialog lauert immer ein boshafter Witz, der aber nie zynisch wird, weil Scorsese bei aller Virtuosität bei der Inszenierung nie die Charaktere aus den Augen verliert. Darum verirrt sich der Zuschauer nie im labyrinthischen Plot. „Departed“ ist als Genrefilm extrem spannend und unterhaltend, aber er hat auch jenen ästhetischen Mehrwert, der die Klassiker von den nur gute gemachten Filmen unterscheidet. (hip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Dreamgirls USA 2006, R: Bill Condon, D: Jamie Foxx, Jennifer Hudson

„Die Verfilmung des 1981 uraufgeführten Broadwaymusicals bleibt der Vorlage treu, hat weniger Tanz, aber mehr musikalisches Gewicht als ‚Chicago‘ zu bieten, auch wenn einige Songs eher der Beschreibung emotionaler Zustände als dem Hörvergnügen verpflichtet sind. Im Film ist es schließlich wie in der Story. Beyoncé ist der größere Blickfang und Namen, aber Jennifer Hudson dank ihrer Stimme der heimliche Star.“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

E

Eragon – Das Vermächtnis der Drachenreiter USA 2006, R: Stefen Fangmeier, D: Ed Speleers, Jeremy Irons

„Mit dem ersten Roman seiner Fantasysaga über die Freundschaft eines Jungen mit einem Drachen landete der damals erst 15-jährige Christopher Paolini einen Bestseller, der im Spannungsfeld zwischen ‚Der Herr der Ringe‘ und ‚Harry Potter‘ angesiedelt ist. Ähnlich ist auch die Filmadaption angelegt, mit der der ehemalige Effekt-Supervisor Stefen Fangmeier (‚Der Sturm‘) sein Regiedebüt gibt. Newcomer Ed Speleers übernimmt die Titelrolle; unterstützt wird er u. a. von Jeremy Irons als Brom und John Malkovich als Galbatorix.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH

Die Erde von oben Frankreich 2006, R: Renaud Delourme

“Aus farbenprächtigen Luftbildern von Pflanzen, Tieren, Menschen, Natur- und Stadtlandschaften des Fotokünstlers Yann Artus-Bertrand wurde mittels Animationstechnik ein streckenweise faszinierendes, aber nicht durchgängig fesselndes kinematografisches Kaleidoskop kreiert, welches die Augen für die Schönheiten und Wunder der Welt öffnet, und gleichzeitig das Bewusstsein für ihre Bedrohung durch Urbanisierung und Umweltzerstörung schärft.“ (tip) H

F

Die Farbe der Milch Norwegen/Schweden 2004, R: Torun Lian, D: Julia Krohn, Bernhard Naglestad

„Ein zwölfjähriges Mädchen erlebt während des norwegischen Sommers trotz seiner anfänglichen Skepsis gegenüber romantischen Gefühlen die erste Liebe. Während es ein Freund still, aber hartnäckig umwirbt, schwärmt es für einen wesentlich älteren Jungen, der ihm ein Rätsel aufgibt: Welche Farbe hat Milch in ihrem Inneren? Die stimmungsreiche, mal amüsante, mal leicht melancholische, nie aber verniedlichende Adaption eines Kinderbuchs, die sich offensiv und unverblümt dem kindlichen Umgang mit Gefühlen und essenziellen Themen wie Liebe, Sexualität und Tod widmet.“ (filmdienst) H, HB, HH, HL

Fast Food Nation USA 2006, R: Richard Linklater, D: Wilmer Valderrama, Catalina Sandino Moreno

Mit „Fast Food Nation“ hat Richard Linklater einen kritischen Bestseller über die Nahrungsindustrie der USA gedreht, und hat dabei dem Sachbuch einen fiktiven Rahmen übergestülpt. Das Ergebnis ist zwiespältig, denn einerseits bekommt man viele interessante Informationen über die ökologischen und lukullischen Sünden der Amerikaner, andererseits sind die Filmfiguren aber offensichtlich nur Vehikel, um diese Fakten filmisch halbwegs spannend zu vermitteln. (hip) H, HB, HH, HL

Flags of Our Fathers USA 2006, R: Clint Eastwood, D: Adam Beach, Jesse Bradford

„Das berühmte Foto Joe Rosenthals, das 1945 drei US-Marines beim Hissen der amerikanischen Flagge nach der Einnahme der japanischen Insel Iwo Jima einfing, dient Regisseur Clint Eastwood als Aufhänger für ein filmisches Psychogramm seines Heimatlandes. Von dem durch Verluste gezeichneten japanischen Kriegsschauplatz heimgekehrt, werden die drei jungen Soldaten zu Helden stilisiert und auf eine Propaganda-Tour durch ein kriegsmüdes Amerika geschickt. Zeitlich verschachtelt werden die Schreckensbilder ihrer traumatischen Erlebnisse und die später erfolgte Neuinterpretation der Geschehnisse einander gegenübergestellt – und somit die historische Wahrheit eines Fotos, das um die Welt ging, hinterfragt.“ (Rheinischer Merkur) HH

Flutsch und weg USA 2006, R: Henry Anderson, David Bowers, Sam Fell

Die eingebildete Hausmaus Roddy St. James muss erst durch die Toilette in die Kanalisation gespürt werden, um dort durch die freche Girliemaus Rita zu erkennen, dass es ein Rudeltier ist und nichts in einem einsamen Käfig verloren hat. In einer parallelen Unterwelt hat sich das Ungeziefer in der Kanalisation eine Miniaturausgabe von London gebaut, in der die Towerbridge, der Piccadilly-Circus und noch viele andere Sehenswürdigkeiten aus Abfall zusammengebastelt wurden. Bei diesem Film begeistert besonders der Witz im Detail: die vielen Anspielungen, die von Filmzitaten aus African Queen und James Bond bis zu Kafka und Marcel Marceau reichen. Die Mischung aus Claymotion und Computeranimation wirkt wie aus einem Guss und die einzelnen Figuren sind so einfallsreich entworfen, dass jedes Tierchen seine unverwechselbare Persönlichkeit hat. Wer kann noch ruhigen Gewissens eine Mausefalle aufstellen, nachdem er diesen Film gesehen hat? (hip)

H, HB, HH, KI, OL

The Fountain USA 2006, R: Darren Aronofsky, D: Hugh Jackman, Rachel Weisz

„‚The Fountain‘ ist ein Jungbrunnen mit umgekehrter Wirkung, denn er lässt seinen Regisseur, Hollywoods Wunderkind Darren Aronofsky (‚Requiem for a Dream‘), recht alt aussehen. Auf drei Zeitebenen erzählt der Film die Liebesgeschichte eines Paars und stürzt das Publikum mit kühnen Sprüngen zwischen dem 16. Jahrhundert, der Gegenwart und der fernen Zukunft in schwere Verwirrung. Bei angestrengtem Grübeln während des psychedelischen Bilderwirbels und der dröhnenden Rundumbeschallung brummt rasch der Schädel. Während die Figuren verzweifelt nach einem Mittel gegen den Tod suchen, wäre mancher Zuschauer schon mit einer Aspirin zufrieden.“ (Der Spiegel) H, KI

G

Der gute Hirte USA 2006, R: Robert De Niro, D: Matt Damon, Angelina Jolie In dem über zweieinhalb Stunden langen „Der Gute Hirte“ wird die Geschichte des amerikanischen Geheimdienstes von den Anfangstagen in den späten 30er Jahren bis zur misslungenen Invasion Kubas in der Schweinebucht erzählt. Francis Ford Coppola ist nicht umsonst einer der Produzenten des Films und wollte ihn ursprünglich selber inszenieren. Dies ist, sowohl von den Dimensionen wie auch vom Anspruch her, ein „The Godfather“ des Geheimdienstes. Erzählt wird mit einem ähnlichen episch langen Atem und es wird mit dem Umweg über eine Familiengeschichte amerikanische Geschichte mythologisiert. Nun ist der CIA nicht so barock wie die Mafia, und so ist dies eine protestantische Version von „Der Pate“ geworden. Nach dem eher intimen „The Bronx Tale“ ist dies erst die zweite Regiearbeit von Robert De Niro, und man kann nur darüber staunen, die souverän er dieses Schwergewicht von einem Film gestemmt hat. (hip) H, HB, HH, HL, KI, OL

H

Hannibal Rising - Wie alles begann USA 2006, R: Peter Webber, D: Gaspard Ulliel, Gong Li

„Was Sie schon immer über Hannibal Lecter wissen wollten... In der vierten Saga über den berühmtesten Kannibalen der Filmgeschichte (“Roter Drache“ wurde zweimal verfilmt) geht es zurück zu den Anfängen Lecters, der hier von Newcomer Gaspard Ulliel (“Mathilde“) gespielt wird, um zu klären, wie er zu dem Monster werden konnte, das Filmgänger aus „Das Schweigen der Lämmer“ oder „Hannibal“ kennen. „Das Mädchen mit dem Perlenohrring“-Regisseur Paul Webber inszenierte nach einer Originalgeschichte von Thomas Harris, die parallel zum Film in Romanform veröffentlicht wird.“ (Blickpunkt:Film) BHV, H, HB, HH, HL, KI, OL

Happy Feet Australien/USA 2006, R: George Miller

„Das Animationsmusical ‚Happy Feet‘ erzählt vom jugendlichen Kaiserpinguin Mumble, der sich anders als seine Artgenossen nicht durch Gesang, sondern durch Stepptanz ausdrückt. Während die melodramatische Geschichte vom Außenseiter, der am Ende die Gemeinschaft rettet, letztlich der Konvention verhaftet bleibt, bieten die per Motion-Capture aufgenommenen originellen Choreographien einigen Unterhaltungswert, und auch der Humor kommt in den Szenen mit den fünf frechen Adelie-Pinguinen, die Mumble auf seiner Reise durch die Antarktis beleiten, nicht zu kurz.“ (tip) H, HB, HH, HL, KI, OL

Die Hollywood-Verschwörung USA 2006 , R: Allen Coulter , D: Adrien Brody, Ben Affleck

„True-Crime-Thriller über die bis heute ungeklärten Umstände, unter denen „Superman“-Darsteller George Reeves 1959 ums Leben kam. Nach „Capote“ und „Auto Focus“ nimmt sich wieder ein engagierter Independent-Thriller mit Köpfchen und interessanten Überlegungen einer realen Bluttat mit Verbindungen zum Showbusiness an. Jeff Coulter hat sich einen Namen gemacht als versierter TV-Regisseur (“Rom“, „Six Feet Under“) und konnte neben Oscar-Gewinner Adrien Brody, Bob Hoskins und Diane Lane auch Ben Affleck gewinnen, der nach beträchtlichem Karrieretief mit seiner einfühlsamen Darstellung des tragischen Darstellers des Mannes aus Stahls wieder reüssieren will.“ (Blickpunkt:Film) H, HB, HH, KI

I

Irma Vep Frankreich 1996, R: Olivier Assayas, D: Meggie Cheung, Jeran-Pierre Léaud / Originalfasung mit Untertiteln

“Hongkong-Action-Diva Meggie Cheung kommt nach Paris, um ihr europäisches Debüt zu geben - in der Rolle der Bandenchefin Irma Vep, die in der Stummfilmserie „Les Vampires“ ihr Unwesen trieb. Doch der Ex-Nouvelle-Vague-Regisseur (Truffaut-Held Jean-Pierre Léaud) ist ein Nervenbündel, die Maskenbildnerin baggert sie an, und der Dolmetscher sorgt für mehr Chaos als Kommunikation... Witz, Tempo, Selbstironie - alles drin in diesem amüsanten Film über das Filmemachen. Hongkong-Action trifft auf europäisches Autorenkino, schöne Idee, wunderbar umgesetzt.“ (taz) HB

K

Kings of Rock - Tenacious D USA 2006, R: Liam Lynch, D: Jack Black, Kyle Gass

„Fiktive komödiantische Entstehungsgeschichte der Band „Tenacious D“, bestehend aus Jack Black und Kyle Glass: JB schließt sich in Los Angeles dem Gitarristen KG an, doch der Erfolg will sich für die Rock-Formation nicht einstellen. Dann erfahren sie von einem legendären Plektrum, das sämtlichen Größen der Rock-Geschichte zum Erfolg verholfen hat und das sich die beiden Helden nun unter den Nagel reißen wollen. Da es sich dabei um einen Eckzahn Satans handelt, wird damit der Leibhaftige auf den Plan gerufen. Trotz der musikalischen Qualitäten von Tenacious D kommt die Geschichte nie recht in Fahrt und bleibt in pubertärem Humor stecken.“ (filmdienst) H, HB, HH, KI

Der König der Masken China/Hongkong1996, R: Wu Tian Ming, D:Chu Yuk, Chao Yim Yin

„Ein alter chinesischer Maskenspieler möchte zu Beginn des 20. Jahrhunderts seine Kunst an einen Schüler weitergeben. Das elternlose Kind, das er einem Händler abkauft, erweist sich jedoch als Mädchen, das er laut Tradition nicht in das Geheimnis der Masken einweihen darf. Ein formal und inhaltlich beeindruckender Film, der mit dem sorgsamen Einsatz von warmen Farben das Anliegen des Wanderkünstlers umsetzt, durch sein Spiel Hoffnung und Licht in den unwirtlichen Alltag zu bringen. Zugleich handelt er von der Diskriminierung der Frauen und wirbt für eine tolerante Menschlichkeit sowie für Vertrauen in die eigenen Gefühle.“ (Lexikon des internationalen Films) HB

L

Lady Vengeance Südkorea 2005, R: Chan-wook Park, D: Min-sik Choi, Yea-young Kwon

„Nach 13 Jahren Haft rechnet die zu Unrecht wegen Kindesmord verurteilte Lee Geum-ja mit dem tatsächlichen Mörder, ihrem ehemaligen Kindergärtner, ab. Eine Erlösung von den seelischen Qualen gönnt der koreanische Regisseur Park Chan-wook seinem schönen Racheengel allerdings nicht. Trotz aller Zugeständnisse ans Mainstreamkino eine harte Nuss.“ (tip) HH

Last Days USA 2005, R: Gus van Sant, D: Michael Pitt, Lukas Haas

„Die letzten Tage eines von Drogen gezeichneten Rock-Musikers, der in einem schlossartigen Haus im Wald wohnt und sich wenig um seine Gäste kümmert, die mit ihm die ereignislosen Tage teilen. Der multiperspektivisch und a-chronologisch angelegte Film erzählt keine Geschichte im eigentlichen Sinn, sondern nähert sich in ungewöhnlichen Blickwinkeln und Kameraeinstellungen einem Mythos an. Dabei spielt er kunst- und lustvoll mit Nähe und Distanz zu seinem Protagonisten und schafft ein Kaleidoskop von Wahrnehmungsebenen, auf denen die Ikone „Rockstar“ interpretierbar wird.“ (filmdienst) HH

Das Leben der Anderen Deutschland 2005, R: Florian Henckel von Donnersmarck, D: Ulrich Mühe, Sebastian Koch

„Das Leben der Anderen“ ist ein weiterer von den deutschen Filmen in diesem Frühjahr, die von jungen Regisseuren mit einer ganz erstaunlich komplexen und reifen Erzählhaltung inszeniert werden. Florian Henckel von Donnersmarcks Debütfilm handelt von einem Theater-Regisseur, der 1984 in der DDR von der Staatssicherheit beobachtet wird. Doch der heimliche Held des Films ist ausgerechnet der Stasi-Hauptmann, der diese Überwachung leitet und sich langsam in einen Schutzengel für den Künstler verwandelt. Mit großem Ernst und Inspiration inszeniert, hat diese Geschichte nichts von der Ost-Nostalgie anderer Filme über die DDR, stattdessen ist dieses Drama zugleich hochpolitisch und mit Mitgefühl erzählt. (hip) HB, HH, KI

Lenz Schweiz/Deutschland 2006, R: Thomas Imbach Milan Peschel, Barbara Maurer

“Ein Berliner Regisseur nistet sich in einer Hütte am Fuße des Matterhorns ein und versucht, die Beziehung zu seiner Ex-Frau und seinem kleinen Sohn wieder aufleben zu lassen. Die Geschichte eines Exzentrikers in der Lebenskrise, der eine neue Chance erzwingen will und erneut an den eigenen Unzulänglichkeiten scheitert. Trotz des Sujets lassen die Regie und das exaltierte Spiel des Hauptdarstellers keine Intimität zu, sondern halten den Zuschauer auf Distanz. Dazu tragen auch zahlreiche Brüche in der Inszenierung bei, die zugleich als ironische Seitenhiebe auf die Auswüchse des Massentourismus in der Schweiz zu verstehen sind.“ (filmdienst) HH

Liebe braucht keine Ferien USA 2006, R: Nancy Meyers, D: Cameron Diaz, Kate Winslet

„‚Liebe braucht keine Ferien‘, erkennen die Londoner Journalistin Iris (Kate Winslet) und die Filmproduzentin Amanda (Cameron Diaz) aus L. A., als sie über Weihnachten ihre Häuser tauschen, um im Leben der anderen über gescheiterte Beziehungen hinwegzukommen. Die Regisseurin Nancy Meyers (‚Was Frauen wollen‘) bedient in ihrer überdrehten Komödie jedes Klischee um weibliche Sehnsüchte und lässt dabei ihre Hauptdarsteller Jude Law und Jack Black zu windelweichen, überzuckerten Märchenprinzen verkümmern.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, KI

Little Miss Sunshine USA 2006, R: Jonathan Dayton, Valerie Faris, D: Abigail Breslin, Greg Kinnear

„Eine schrullige amerikanische Familie, deren Mitglieder mehr oder weniger an unterschiedlichsten Varianten des ‚Amerikanischen Traums‘ gescheitert sind, reist in einem klapprigen VW-Bus quer durch die USA, damit die kleine Tochter an einem Schönheitswettbewerb teilnehmen kann. Eine wunderbar einfallsreiche Komödie in Form eines subversiven Road Movie, das ein sympathisches Hohelied auf die Familie anstimmt und vor allem auch durch die hervorragenden Darsteller vorzüglich unterhält.“ ( filmdienst) H, HH

M

Das Mädchen aus der Streichholzfabrik Finnland 1990, R: Aki Kaurismäki, D: Kati Outinen, Elina Salo

“Fast dokumentarisch kühl zeigt der Autor das Leben von Iris, die in einer finnischen Streichholzfabrik am Fließband arbeitet. Von einem Manager geschwängert und verlassen und von ihren Eltern vor die Tür gesetzt, rächt sich Iris an ihnen, indem sie alle mit Rattengift umbringt. Klassisch und nahe am Stil Bressons inszeniert, vollendet Kaurismäki mit diesem Film seine proletarische Trilogie und schafft einen filmischen Meilenstein.“ (Zoom) HH

Der Mann aus Marmor Polen 1976, R: Andrzej Wajda, D: Jerzy Radziwilowicz, Krystyna Janda

„Ein kritischer Blick auf die frühen 50er Jahre, die letzte Stalinzeit, in Polen, und zugleich eine Auseinandersetzung mit der Lage der aktuellen Medienarbeit. Im Mittelpunkt steht das Schicksal eines braven Arbeiters, der zum ‚Helden der sozialistischen Arbeit‘ gemacht wird, dann aber in Ungnade fällt. Eine Absolventin der Warschauer Filmhochschule geht in ihrer Abschlussarbeit für das polnische Fernsehen dem Leben dieses Maurers nach. Ein sehr anspruchsvoller Film, ohne Haß und Häme inszeniert, trotz entlarvender Fragestellungen von einer gewissen Traurigkeit.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

Die maskierte Bande – Irak (Maskeli Besler – Irak) Türkei 2006, R: Murat Aslan, D: Safak Sezer, Peker Acikalin / Originalfassung mit Untertiteln

„Die maskierte Bande aus Istanbul marschiert in den Irak ein und bringt eine Erdölanlage der Amerikaner in ihre Gewalt. Dies ruft eine Krise zwischen der Türkei und den USA hervor. Fortsetzung des türkischen Comedy-Erfolges.“ (tip) H, HB, HH, HL

Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler Deutschland 2006, R: Dani Levy, D: Helge Schneider, Ulrich Mühe

„Humor ist Geschmackssache. Ich will lieber geschmacklos als humorlos sein. So schaut man sich ‚Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler‘ an und spürt: Humor. Bitteren, sardonischen Humor. In Trümmern, aus Zerstörung, Versagen und Niederlage heraus – regt sich ein pompöser Führer hervor, der seine Pompösität verloren hat. Vielleicht kann Deutschland sich nur heilen, wenn Deutsche wirklich über diesen Mann lachen können, als Verführer statt Führer. Es wird kein feiner Humor sein – aber doch heilsam. Dani Levys Film ist superb. Kulissen, Location, Kamera, Inszenierung, Licht, Ton, die feinen Details – alles wunderbar. Und der Inhalt. Man lacht, und man denkt, und man weint. Weil die wahrste Wahrheit immer scherzhaft und schmerzhaft sein muss.“ (so der Berliner Rabbiner Walter Rothschild in der taz) H, HB, HH, KI

Mein langsames Leben Deutschland 2001, R: Angela Schanelec, D: Ursina Lardi, Andreas Patton

„‚Mein langsames Leben‘ ist in der Tat bemerkenswert langsam: Die Berliner Filmemacherin Angela Schanelec verblüfft durch einen rigorosen Stil der langen, starren Einstellungen. Dieser Formalismus ist erst mal eine Zumutung doch wer sich nicht abschrecken lässt, der wird in diesem Gruppenporträt eine große (und ziemlich deutsche) Begabung zum Unglücklichsein entdecken: Im Verlauf eines Sommers folgt Schanelec einer apathischen, ziellos umherziehenden Architekturstudentin und den Menschen, die ihr begegnen - meist Mittdreißiger, gebildet, zwischen Bürgertum und Boheme angesiedelt und von ihrem Leben enttäuscht, überfordert oder ermüdet.“ (Der Spiegel) HH

Milchwald Deutschland 2003, R: Christoph Hochhäusler, D: Judith Engel Horst-Günther Marx

„In seinem Debütfilm erzählt Christoph Hochhäusler von der Angst, einer offensichtlichen Wahrheit ins Gesicht zu sehen oder sie zu artikulieren. Geschickt benutzt er das Märchen von Hänsel und Gretel und baut daraus ein stringentes, aber auch emotional schwer fassbares Melodram. Eine Entdeckung für das Kino ist die Theaterschauspielerin Judith Engel.“ (teleschau) HH

N

Nach der Hochzeit Dänemark/Schweden 2006, R: Susanne Bier, D: Mads Mikkelsen, Rolf Lassgård

„“Nach der Hochzeit“ von der dänischen Regisseurin Susanne Bier wurde gerade als Oscar-Kandidat für den besten ausländischen Film auserkoren, wobei eine Nominierung für den besten Film überhaupt mindestens genauso angemessen gewesen wäre. Die Geschichte um den gutherzigen Waisenhausleiter und Wahl-Inder Jacob Petersen (Mads Mikkelsen), der in seine Heimat Dänemark gelockt wird, um seine ihm bis dahin unbekannte Tochter zu treffen, ist eines dieser großen, schamlos tränenreichen Melodramen, wie es sie selbst Hollywood heutzutage kaum mehr hinbekommt. So schön, so traurig, dass man sich besser gar nicht erst vornimmt, den Film mit trockenen Augen zu überstehen.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, KI

Nachts im Museum USA 2006, R: Shawn Levy, D: Ben Stiller, Robin Williams

„Ein Vater will seinen Sohn und seine geschiedene Frau von seiner Beharrlichkeit in Sachen Arbeitsplatz überzeugen. Deshalb nimmt er eine Stelle als Nachtwächter im örtlichen Geschichtsmuseum an, hat bald aber mehr zu tun als ihm lieb ist, da alle Exponate in der Nacht ein turbulentes Eigenleben führen. Nur mäßig unterhaltsame Komödie, die weder den Hauptdarsteller noch die prominent besetzten Nebenrollen fordert, sodass der Reiz der Geschichte schnell verpufft und nur wenige hübsche Gags bleiben.“ (filmdienst) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

O

One Way Deutschland/Kanada 2006 , R: Reto Salimbeni, D: Til Schweiger, Lauren Lee Smith

„Es imponiert, wie Til Schweiger sich mit geradezu kamikazehaftem Ehrgeiz für seine internationale Karriere ins Zeug legt: Er begnügt sich nicht damit, auf tolle Angebote zu warten, sondern produziert sie sich selbst - und das nicht auf Nummer sicher. In seiner jüngsten Produktion „One Way“, einer recht professionellen Nachahmung amerikanischen Genrekinos, präsentiert Schweiger sich in der Rolle eines unwiderstehlichen Kotzbrockens, den kein Skrupel dabei bremst, in einer glamourösen New Yorker Werbefirma ganz nach oben zu kommen. Zu diesem Zweck will er die Tochter des Chefs heiraten und rettet deren Bruder, der ein übler Vergewaltiger ist, durch einen Meineid vor dem Knast. Wenig später aber kommt er – wie zur Strafe – unschuldig als dessen Mörder vor Gericht. Der manchen Grisham-Thrillern nacheifernde Prozess-Plot, den der Schweizer Autor und Regisseur Reto Salimbeni zum Teil an sehr langen Haaren herbeigezogen hat, spitzt sich auf das moralische Dilemma der Selbstjustiz zu.“ (Der Spiegel) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

P

Paris, je t‘aime Frankreich/Schweiz 2006, R: Joel Coen, Ethan Coen, Tom Tykwer, u.a. , D: Juliette Binoche, Steve Buscemi

„‚Paris, je t’aime‘ heißt ein Bündel von Kurzfilmen, 18 Stück in zwei Kinostunden - lauter Mini-Liebesgeschichten, die in Paris spielen, aber längst nicht alle wirklich etwas mit Paris zu tun haben. Prominente Regisseure aus vielen Weltecken von Japan bis Mexiko, mehrheitlich aber Franzosen und Amerikaner, haben je eine Miniatur zu dem Bukett beigesteuert, und lang ist die Liste der Stars, die kurz mal vorbeischauen, von Gena Rowlands bis Juliette Binoche, von Bob Hoskins bis Elijah Wood. Läppische Bagatellen und ausgefeilte Geschichten folgen einander nach dem Krautund-Rüben-Prinzip, und wie immer bei solchen Potpourris bleibt die Bilanz unbefriedigend: Die Menge der Häppchen macht eher hungrig als satt.“ (Der Spiegel) H, HB, HH, HL, OL

The Purple Rose of Cairo USA 1984 R: Woody Allen, D: Mia Farrow, Jeff Daniels

Während der Depressionszeit flüchtet sich eine Serviererin vor ihrem anstrengenden Leben zeitweise ins Kino. Als der Held einesdort gezeigten Films aus Liebe zu ihr hinabsteigt, erzeugt erheillose Verwirrung bei Partnern, Zuschauern, Produzenten unddem Darsteller seiner Rolle. Eine kluge und sensible Tragikomödie, hervorragend inszeniert und gespielt. Der Film verbindet die Liebesgeschichte mit einer intelligenten Reflexion über Schein und Sein, Illusion und Realität. Das komplexe Verwirrspiel ist als vielschichtiger Diskurs über Möglichkeiten von Liebe,Leben, Film und Traum eine Liebeserklärung an das Kino, seine Stars und Zuschauer.“ (Lexikon des internationalen Films) HH

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Die Queen Großbritannien/Frankreich/Italien 2006, R: Stephen Frears, D: Helen Mirren, Michael Sheen

Wohl jeder weiß noch genau, wo er war und was er tat, als er erfuhr, dass Princess Diana in einem Autounfall starb. Es war einer der entscheidenden Momente der 90er Jahre - und ein Wendepunkt für Großbritannien. Die Briten benahmen sich angesichts der Trauer um Diana anders als gewohnt, und ihre alten Tugenden schienen obsolet geworden zu sein. „That’s the way we do things in this country“, sagt Helen Mirren als Elisabeth II angesichts des Trauerfalls und hält sich reserviert an die Etikette – ohne dabei zu ahnen, wie gefährlich falsch sie damit liegt. Diese vielleicht schwerste Krise des britischen Könighauses der letzten Jahrhunderte, steht im Mittelpunkt des neuen Films von Stephen Frears. Eine immense Neugier scheint ihn und sein Team dazu angestachelt zu haben, hier sehr tief zu bohren und dabei nach Wahrhaftigkeit zu suchen. „The Queen“ besteht zum größten Teil aus intimen, häuslichen Szenen (wobei das Wort „häuslich“ bei den Royals allerdings neu definiert werden muss). Alle Schauspieler fangen meisterlich die Manierismen der jeweiligen Figuren ein, und erreichen so einen hohen Wiedererkennungswert, obwohl sie den Vorbildern nicht einmal besonders ähnlich sehen. (hip) H, HB, HH, KI, OL

R

Rache ist sexy USA 2006, R: Betty Thomas, D: Jesse Metcalfe, Brittany Snow

„Pfiffige Teenagerkomödie über drei Mädchen, die sich am Schulschönling rächen wollen, der sie gegeneinander ausgespielt hat und die sich ein raffiniertes ‚Gefährliche Liebschaften‘-Konstrukt zusammenspinnt und dann im Stil von Genreklassikern wie ‚Heathers‘ oder ‚Girls Club‘ mit ebenso viel Humor, Herz und Biss durchexerziert. Betty Thomas, zuletzt mit dem weniger gelungenen ‚I Spy‘ in den deutschen Kinos, läuft zu alter ‚Private Parts‘-Form auf, hält das Tempo hoch und verlässt sich auf die Attraktivität ihrer Hauptdarsteller.“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Rocky Balboa USA 2006, R: Sylvester Stallone, D: Sylvester Stallone, Burt Young

„Mit seinem letzten „Rocky“-Film kehrt Sylvester Stallone zu den Qualitäten des oscargekrönten Originals zurück. Konzentriert sich auf atmosphärische Milieu- und sensible Charakterzeichnung, entwickelt menschliche Wärme und leisen Humor, nimmt erst spät die Kurve zur Boxaction. Das wirkt nach ruhigem Beginn am Ende etwas gehetzt, bringt die Reihe aber trotzdem zu einem versöhnlichen und persönlichen Abschluss.“ (Blickpunkt:Film) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

S

Saw III USA, 2006, R: Darren Lynn Bousman, D: Tobin Bell, Shawnee Smith

„Geld stinkt nicht. Warum den schnellen Dollar nicht mitnehmen, wenn ihn der Markt hergibt? Doch auch wenn diese Motive menschlich verständlich sind, so ist ein derartiges Vorgehen im Filmgeschäft nicht immer das cleverste. Mit ‚Saw‘ schufen James Wan und Leigh Whannell aus dem Nichts einen Mythos. Der dreckige, kleine hundsgemeine Genre-Faustschlag eroberte sich eine kolossale Fangemeinde. Doch der Fehler, der schon bei der Fortsetzung ‚Saw 2‘ gemacht wurde, wird mit Sequel Nummer zwei wiederholt. Die Gier, die Kuh im Jahresrhythmus gnadenlos und ohne Rücksicht auf Verluste zu melken (ja Teil 4 und 5 sind bereits angekündigt), schlägt sich negativ auf die Qualität aus. ‚Saw 3‘, wieder unter der Regie des zweitklassigen No Names Darren Lynn Bousman, reduziert sich gänzlich auf die Markenzeichen des Horror-Franchise und lässt dabei jegliche Finesse und Innovation vermissen.“ (filmstarts.de) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Schräger als Fiktion USA 2006, R: Marc Forster, D: Will Ferrell, Emma Thompson

„Als der Steuerbeamte Harold Crick eines morgens erwacht, findet er sich verwandelt. Nicht in einen Käfer, wie Kafkas Figur Gregor Samsa, sondern viel schlimmer: der schwer zwanghafte Crick, der sein Leben bis zum letzten Zahnbürstenstrich zu kontrollieren versucht, hört plötzlich eine Stimme in seinem Kopf. Sie entpuppt sich im Lauf dieser verspielt-verspiegelten Geschichte aus der Feder von Newcomer Zach Helm als Erzählstimme der Autorin Karen Eiffel (Emma Thompson), die seit zehn Jahren unter quälenden Schreibblockaden versucht, ihren Roman über einen zwanghaften Steuerbeamten namens Harold Crick zuende zu schreiben. . . Marc Forsters Inszenierung des hinreissend sprachverliebten Drehbuchs hält am Ende zwar nicht ganz, was sie am Anfang verspricht, doch das Ringen einer Figur gegen die ästhetischen Ideen ihrer Schöpferin bleibt gleichwohl ein Genuss.“ (Neue Zürcher Zeitung) H, HB, HH, HL, KI, OL

Schweinchen Wilbur und seine Freunde USA 2006, R: Gary Winick, D: Dakota Fanning, Siobhan Fallon

„Charmante Verfilmung eines vor allem im amerikanischen Sprachraum bekannten Kinderbuches von E.B. White. In einer Kombination aus Realfilm und vergleichsweise realistischem Computertrick erzählt der Familienfilm von der Freundschaft zwischen dem Ferkel Wilbur und der Spinne Charlotte, die sich schon etwas Besonderes einfallen lassen muss, um ihren Kumpel vor dem drohenden Schlachtermesser zu retten. Das ist oftmals auf eine nette Weise komisch, manchmal auch gekonnt rührselig und tricktechnisch absolut auf der Höhe der Zeit.“ (tip) DEL, H, HB, HH, HL, OL

Schwere Jungs Deutschland 2006, R: Marcus H. Rosenmüller, D: Sebastian Bezzel, Michael A. Grimm

„Vier übergewichtige Hobbysportler aus Bayern wollen beweisen, dass sie im Bob zur Weltspitze gehören – und mischen damit eine ganze Olympiade auf. Marcus H. Rosenmüller, der mit „Wer früher stirbt, ist länger tot“ den Überraschungshit des Jahres 2006 ablieferte, gelingt hier ein liebevoller Blick auf Deutschtümelei und sportlichen Ehrgeiz. In seiner schrulligen David-gegen-Goliath-Geschichte siegen die Zwischentöne über den Knalleffekt. Schon das ist ein kleines Kinowunder.“ (Cinema) H, HH

Sie sind ein schöner Mann Frankreich 2005, R: Isabelle Mergault, D: Michel Blanc, Medeea Marinescu

„Als dem chronisch schlecht gelaunten französischen Bauern Aymé die Ehefrau wegstirbt, verliert er weniger seine große Liebe als eine tüchtige Arbeitskraft. Da sich das Geschirr nicht von allein spült, schaltet er eine Heiratsvermittlerin ein, die ihn nach Rumänien schickt, um sich dort eine passende Kandidatin auszusuchen. Zurück kommt er mit der tatkräftigen Elena , deren Ehemotive nur zu Anfang rein finanzieller Natur sind. Rund vier Millionen Zuschauer haben das Regiedebüt der Schauspielerin Isabelle Mergault im vergangenen Jahr zu einer der großen Leinwandsensationen in Frankreich gemacht. Dabei zerspringt die Komödie nicht vor Originalität, hat aber so viel altmodischen Charme, dass man ihr das nicht allzu übel nehmen kann.“ (Der Spiegel) H, HH, KI, OL

Streben nach Glück USA 2006, R: Gabriele Muccino, D: Will Smith, Jaden Smith

„‚Das Streben nach Glück‘, festgeschrieben in der amerikanischen Verfassung, beflügelte vor 26 Jahren auch den real existierenden, erfolglosen Vertreter und späteren Finanzier Chris Gardner (Will Smith): Gardner, verschuldet, ohne Job und Ehefrau, dafür aber die Sorge um den fünfjährigen Christopher (Smith-Sprössling Jaden) tragend, schaffte es durch Intelligenz, zähe Arbeit und Fortbildung aus bitterer Obdachlosigkeit bis in höchste Millionärsetagen. Ein perfekter US-Traum vom standhaften Amerikaner, den Regisseur Gabriele Muccino zwischen Hochglanz-Armut und Hochdruck-Einsatz seines ehrgeizigen Superstars leicht ermüdend inszeniert hat.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

T

Texas Chainsaw Massacre: The Beginning USA 2006, R: Jonathan Liebesman, D: Jordana Brewster, Taylor Handley

„Vier Teenager fallen einer texanischen Kannibalenfamilie in die Hände und werden auf bestialische Weise abgeschlachtet. Die Vorgeschichte zum Remake von ‚Texas Chainsaw Massacre‘ ist weniger ein Prequel als ein Remake des Remakes und erweist sich als grobschlächtiger, von extremem Sadismus und Nihilismus gezeichneter Splatterfilm, der sich ästhetisch und technisch an die Filme der frühen 1970er-Jahre anlehnt.“ (filmdienst) HB

U

Unser täglich Brot Österreich 2005, R: Nikolaus Geyrhalter

„‚Unser täglich Brot‘ zeigt einen Albtraum von Ordnung und Effizienz, den wir täglich als Konsumenten im Supermarkt in Gang halten. Seine Wucht verdankt er auch einer Aussparung: keine Interviews, kein Kommentar, keine moralischen Haltegriffe. Es werden keine Schuldigen dingfest gemacht und keine Konzernchefs vorgeführt. Geyrhalter zeigt in achsensymmetrischen Tableaus endlose Kornfelder, immer wieder fährt die Kamera durch scheinbar menschenleere Tomatenzuchtanlagen. Bilderbögen von kalter Schönheit, die wie fotografische Stillleben wirken. Auch die serielle Tötung von Fischen, Kühen, Schweinen und Hühnern ist zu sehen – auch Blut spritzt. Doch der Schrecken, der diesen Bildern innewohnt, ist subtiler. Die Äcker, die Treib- und Schlachthäuser scheinen ebenso menschenleer zu sein wie die Autofabriken. Wir sehen eine Maschinenwelt, ein System, dessen Perfektion seine Perversion ist. „Unser täglich Brot“ ist kein Splatter-, eher ein Science-Fiction-Film. Wenn Kubrick eine Dokumentation über die Agrarindustrie gedreht hätte, sie hätte so ähnlich ausgesehen.“ (taz) HB, HH

V

Vier Minuten Deutschland 2006, R: Chris Kraus, D: Hannah Herzsprung, Monica Bleibtreu

Endlich traut sich ein deutscher Filmemacher, großen Kino zu machen. In „Vier Minuten“ passiert alles auf der grandiosen Bühne des Melodramas, ohne dabei je pathetisch oder lächerlich zu wirken. Die Figuren sind überlebensgroß, die Gefühlsausbrüche elementar, die Geschichte märchenhaft überhöht - dies ist eine Filmoper. Kein Wunder also, dass die Musik in ihr eine große Rolle spielt. Sie bringt die beiden Protagonistinnen zusammen und verstrickt sie bald in einen Zweikampf am Piano. Die Klavierlehrerin Traude Krüger gibt schon seit 60 Jahren Musikunterricht in einem Frauengefängnis, aber solch eine Gefangene wie die Jugendliche Jenny hat sie noch nie gesehen. Diese ist ruppig, unberechenbar und aufsässig, aber auch eine Virtuosin am Klavier. Alles an dieser 20jährigen Mörderin ist der alten Frau zuwider, aber den Verlockungen ihres außergewöhnlichen Talents kann sie nicht widerstehen, und so versucht sie die Widerspenstige zu zähmen und wird dabei selber aus der seelischen Versteinerung geweckt, in der sie fast ihr ganzes Leben lang gefangen war. (hip) H, HB, HH, HL, KI, OL

V wie Vendetta USA/Deutschland 2005, R: James McTeigue, D: Hugo Weaving, Natalie Portman

“Großbritannien ächzt unter dem Joch eines totalitären Regimes. Als die junge Evey von mehreren Männern vergewaltigt wird, rettet der maskierte V sie und bringt sie in sein Versteck im Untergrund. Von dort steuert er seine gezielten terroristischen Aktionen, mit denen er dem System Sand ins Getriebe streut. Als V zwei Sehenswürdigkeiten sprengt und das Radio unter seine Kontrolle bringt, geht sein Plan von einer Revolution auf. Gleichzeitig entdeckt Evey seinen Hintergrund und erkennt, welche Rolle sie in Vs Plänen spielt. Ein außergewöhnlich subversiver Comic-Roman von ,From Hell‘-Macher Alan Moore liegt dem ersten filmischen Lebenszeichen der Wachowski-Brüder seit dem Abschluss ihrer ,Matrix‘-Trilogie zugrunde. Obwohl nominell James McTeigue diesem Aufruf zum zivilen Ungehorsam in wirtschaftlich schweren Zeiten als Regisseur vorsteht, ist die Handschrift des Brüderpaares in diesem ebenso actionreichen wie hintergründigen Filmevent unverkennbar.“ (Blickpunkt:Film) HB

W

Der weiße Planet Kanada/Frankreich 2006, R: Jean Lemire, Thierry Piantanida, Thierry Ragobert

„In diesem Dokumentarfilm ist die Geburt eines Eisbärenbabys erstmals aus nächster Nähe zu sehen. Angesichts solch bewegender Naturaufnahmen setzen die Dokumentaristen Thierry Piantanida und Thierry Ragobert in alter französischer Tierfilmersitte zu poetischen Höhenflügen an und dichten Walrosse zu den Philosophen der Arktis um. Und tatsächlich: Den Tieren wachsen Sloterdijk-Schnauzer. Kein Wunder also, dass dieser vom Bund für Umwelt und Naturschutz unterstützte Film die Zuschauer eindringlich vor der Erderwärmung warnt: Wenn das Walross schwitzt, wird für die Menschen das Eis immer dünner.“ (Der Spiegel) HB, HH

Wer früher stirbt, ist länger tot Deutschland 2006, R: Marcus Rosenmüller, D: Markus Krojer, Jule Ronsted

“In einem Dorf in Bayern hört der elfjährige Sebastian, dessen Mutter vor Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, die Erwachsenen oft über den Tod reden. Sie denken sich nicht viel dabei. Sebastian denkt sich zuviel dabei. Aus dieser Diskrepanz entwickelt Markus Rosenmüller seine Komödie. „Wer früher stirbt, ist länger tot“ überzeugt durch eine profunde Logik, in die viele bayerische Überlebensweisheiten gemischt sind. Das lokale Idiom trägt entscheidend zum Charme des Films bei.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) HH

Das wilde Leben Deutschland 2007, R: Achim Bornhak, D: Natalia Avelon, Matthias Schweighöfer

„Uschi Obermaier war 1968 das deutsche Oben-ohne-Pendant zum bärtigen Ché-Guevara-Heiligenbildchen. Sie sprengte die „Kommune 1“ und turtelte mit den Rolling Stones. Schade: Biederer und kreuzbraver als im nächste Woche startenden Kinofilm „Das wilde Leben“ hätte man ihre Geschichte nicht verfilmen können. Für einen abendfüllenden Spielfilm ähnelt „Das wilde Leben“ zu sehr den mittelmäßigen Fließband-Produktionen des deutschen Fernsehens, in denen wilde Kerle oder freche Mädchen ihre pseudodramatischen Rollenspielchen vorhersehbar abspulen. So ist auch dieses Kinodebüt des 38-jährigen Regisseurs Achim Bornhak, der bislang zwei TV-Filme, vor allem aber Werbe- und Musikclips für MTV und Viva gedreht hat, nur ein bunter Bilderbogen ohne schlüssige Dramaturgie. Brav hält man sich an der Chronologie fest.“ (Der Spiegel) DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL

Die wilden Kerle 4 Deutschland 2007, R: Joachim Masannek, D: Jimi Blue Ochsenknecht, Wilson Gonzalez

„Mittlerweile fahren die populären Kicker-Knirpse Motorrad, leben eltern- und schulfrei im Wald. In der Story geht es um eine (aus der griechischen Mythologie entlehnte) Eifersuchtstragödie, bevor es zum bewährten Fußballspiel-Showdown kommt. Trotz schwerer Dramaturgie-Verstöße werden die Kids diesen pathetisch-kruden Mix aus „Mad Max“, „The Tribe“ und „Wir Kinder aus Bullerbü“ lieben.“ (Cinema) BHV, DEL, H, HB, HH, HL, KI, OL