berlinale szene Karottenschneiden

Kino kulinarisch

Eine Woche Maßlosigkeit. Darf man sich doch mal gönnen. So viele Filme wie möglich, heißt die Oberregel. Nach zwei Dritteln Film klappern die Stuhlreihen. Der nächste Streifen beginnt in ein paar Minuten. „Kein Einlass für Zuspätkommende“ steht überall. Menschen laufen durch Foyers, rufen verzweifelt Taxis, drängen an Ticketschaltern. Der schnelle Puls bringt es mit sich: Gegessen wird in den Zwischenräumen. Schnell und unbekömmlich. Glänzende Umsätze für McDonald’s, Döner & Co.

Eigentlich gut, dass die Reihe „Kulinarisches Kino“ das Gegenprogramm stellt. Bei Film und Essen und im Anschluss beim Talk mit Alfred Biolek geht’s um das richtige Maß. Gegen die Junkfood-Industrie, gegen Convenience-Schnickschnack. Livrierte Kellner im Gropius-Bau-Spiegelzelt sorgen für richtig gediegenes Ambiente. Das Graupen-Risotto ist köstlich. Man versucht, andächtig zu essen und den kulinarischen Instruktionen von Zen-Meister Ed Brown zu folgen, die er in Doris Dörries’ Filmporträt gibt. Denn sie sind wahr und gar nicht so esoterisch: „Wenn du eine Karotte schneidest, schneide eine Karotte.“ Leider stehen Karotten heute an den Tischen nicht auf dem Konversationsmenü.

Zwei Tage, 684 Filmminuten und einige hunderte Kilometer Zelluloid habe ich bislang in mich reingesehen. Die reine Völlerei. Aber wenn ich Film schaue, schaue ich Filme. Kann das so ungesund sein? JÖRN KABISCH