Im Irak durchschnittlich 120 Tote am Tag

Anschläge und Angriffe erschüttern Bagdad. Iraks Regierungschef Maliki will Dialog mit Führer der Aufständischen

BAGDAD/BERLIN ap/taz ■ Bewaffnete Aufständische haben gestern das irakische Gesundheitsministerium angegriffen. Sie beschossen das Gebäude im Norden Bagdads mit Mörsern und lieferten sich heftige Kämpfe mit Wachleuten, wie aus Sicherheitskreisen verlautete.

Die etwa 30 mutmaßlich sunnitischen Angreifer versuchten laut Fernsehberichten das Ministerium zu stürmen. Alle Zufahrtstraßen zu dem Gebäude im Bezirk Bab al-Muadham wurden abgeriegelt, wie Sicherheitskräfte mitteilten. Nach etwa drei Stunden wurden die Angreifer in die Flucht geschlagen, als US-Hubschrauber und irakische Panzerfahrzeuge eintrafen. Die Mitarbeiter des Ministeriums konnten das Gebäude, an dem leichter Sachschaden entstand, unversehrt verlassen.

Bei Anschlägen an verschiedenen Stellen im schiitischen Armenviertel Sadr City in Bagdad kamen gestern nach Angaben aus dem Innenministerium 115 Menschen ums Leben. Zuvor waren dort bei einer Offensive von US-amerikanischen und irakischen Soldaten laut Polizeiangaben vier Iraker getötet und 8 verletzt worden.

Nach Angaben der UNO kamen im Monat Oktober 3.709 Zivilisten bei bewaffneten Auseinandersetzungen im Irak ums Leben – durchschnittlich 120 pro Tag. Im September hatten die Zahl der zivilen Opfer der UNO zufolge bei 3.345 gelegen.

Regierungschef Nuri al-Maliki rief unterdessen die Aufständischen dazu auf, an Gesprächen über ein Ende der Gewalt teilzunehmen. Sie sollten Vermittler zu einer eintägigen Konferenz über nationale Versöhnung entsenden, die am 28. oder 29. November in Bagdad stattfinden soll, wie Timesonline berichtete. Zweimal war ein solches Treffen bislang verschoben worden; und am 29. wird Maliki zu einem Treffen mit US-Präsident George W. Bush in der jordanischen Hauptstadt Amman erwartet. Zu einem späteren Zeitpunkt soll dann eine breiter angelegte Konferenz außerhalb des Irak stattfinden, an dem die Führer der Aufständischen selbst teilnehmen sollen. Als Tagungsorte sind Amman und die syrische Hauptstadt Damaskus im Gespräch. Nicht eingeladen sind ausländische Terrorgruppen wie al-Qaida und die Mahdi-Armee, eine schiitische Miliz unter Führung von Muktada al-Sadr. Die schiitisch dominierte Regierung argumentiert, dass sie mit dieser Miliz allein fertig werden kann. B.S.