der achte tag
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Es munkelt sich durch die Kritikerrankings: Lag bislang immer noch Robert De Niros „Der gute Hirte“ mit Matt Damon als CIA-Agent etwas halbherzig vorne, hat die Berlinale jetzt wohl endlich einen eindeutigeren Bären-Favoriten. Eher: eine Favoritin. „Irina Palm“ mit Marianne Faithfull in der Hauptrolle wurde nach der Premiere begeistert gefeiert, ja sogar auf der Pressekonferenz ließen sich die Journalisten zu rasendem Applaus hinreißen. Die 60-jährige britische Sängerin und ehemalige Lebensgefährtin von Mick Jagger spielt in dem Film von Sam Garbarski eine verwitwete Hausfrau aus der Londoner Vorstadt, die, um das Geld für die Behandlung ihres kranken Enkels zusammenzubekommen, einen Job im Sexclub annimmt. Mit viel Gleitmittel auf den Händen erarbeitet sie sich fix den Ruf der „wichsenden Witwe“ (O-Ton Film). Man hört über den Film: „Überraschung!“ Und: „Ein großer Schauspielerfilm!“ Marianne Faithfull selbst sagte über ihre Figur: „Diese Liebe von Maggie zu ihrem Enkelsohn ist ganz rein, bedingungslos. Da tut man alles. Das tun wir Frauen.“ Und fügte leise hinzu: „Das ist nicht immer leicht, glauben Sie es mir.“ Nun ja, was „wir Frauen“ alles so tun, sei mal dahingestellt, aber dass Frau Faithfull nach ihrem langjährigen Aufenthalt im Drogenuntergrund während der 60er und 70er jetzt als Schauspielerin nicht mehr nur in Nebenrollen überzeugt, das freut uns natürlich trotzdem.Genau wie sie präsentierte sich übrigens Antonio Banderas in Berlin streng in Schwarz und Weiß, als er seine zweite Regiearbeit „El camino de los ingleses“ („Sommerregen“) im Panorama vorstellte: Das schwarze Haar glänzend im Nacken gebündelt, Motorradjacke, Stiefel, weißes Hemd. Er habe mit seinem andalusischen Jugenddrama keinen Film für „Popcorn-Zuschauer“ machen wollen, sagte der Neulingsregisseur. Noch wolle er das Schauspielern zwar nicht aufgeben, aber „wenn in einigen Jahren meine Haare ausfallen, mein Gesicht auseinandergeht und ich hoffentlich ein besserer Regisseur bin, wird wohl der Zeitpunkt für einen Rückzug kommen“. Tja, worüber man mit 47 so nachdenkt.