„Der Westen heuchelt“

DEMO Zur Solidarität mit den Aufständen in Nordafrika gibt es heute eine Demonstration

■ 39, hat das Bremer Solidaritäskomitee „Revolutionen 2011“ mitbegründet.

taz: Herr Boyraz, was in Tunesien Ägypten glückte, könnte in Libyen scheitern. Gaddafi metzelt die Aufständischen nieder. Was sollte der Westen tun?

Nihat Boyraz: Die Probleme des libyschen Volkes kann auf keinen Fall von den westlichen Mächten gelöst werden. Wir sind gegen jede Art von militärischer Intervention.

Gilt das auch für eine Flugverbotszone um die Rebellen zu schützen?

Ja. So eine Maßnahme wäre nur der Vorläufer einer längerfristigen Militärmaßnahme. Die Solidarität mit den arabischen Länder muss von unten kommen.

Sie haben in Bremen ein Solidaritätskomitee für die Revolten in Nordafrika gegründet. Weshalb?

Wir wollen in erster Linie unsere Solidarität zeigen, deswegen demonstrieren wir heute. Was dort geschieht, geht auch uns etwas an.

Inwiefern?

Diese Aufstände strahlen in die ganze Welt aus, sie geben politischen Auseinandersetzungen, etwa Arbeitskämpfen oder sozialen Auseinandersetzungen, auch hier symbolische Schubkraft. Die Verhältnisse sind eng miteinander verflochten. Zum anderen ist der Westen mit dafür verantwortlich, dass die Menschen in Nordafrika sich überhaupt gegen diese Diktatoren auflehnen musste.

Weil diese von Europa und den USA gestützt wurden?

Ja. Der Westen heuchelt. Diktatoren wie Ben Ali, Mubarak und Gaddafi haben Politiker wie Merkel und Berlusconi noch vor sehr kurzer Zeit die Hand geschüttelt. Sie haben Geschäfte mit ihnen gemacht und ihnen Waffen geliefert.

Interview: Christian Jakob

Demo 11 Uhr, ab Hauptbahnhof