Viermal zwei

QUEERE FILME Ein „Best of LSF“ zeigt heute noch mal die Höhepunkte der Lesbisch Schwulen Filmtage und Dennis Todorovićs Film „Sascha“

Dennis Todorović kennt das Milieu gut, von dem er in seinem aktuellen Film „Sascha“ erzählt: Auch sein eigener Vater ist wie jener seines Protagonisten aus Jugoslawien gekommen. Der 19-jährige Saša lebt mit seinen Eltern in Köln – und ist unsterblich in seinen Klavierlehrer Gebhardt verliebt. Liebe zwischen Männern aber ist für seinen Vater Vlado eine Schande und ein absolutes Tabu, also verschweigt Saša seine Gefühle lieber. Doch dann plant der Geliebte, aus Köln wegzugehen: höchste Zeit für Saša, sich offen zu seiner Homosexualität zu bekennen. Und er nimmt all seinen Mut zusammen. Mit „Sascha“, der heute Nachmittag zum ersten Mal im Rahmen eines „Best of LSF“ im Metropolis zu sehen ist und Ende März in die Kinos kommt, ist Todorović ein wunderbarer Film gelungen: ein Film, der Ignoranz und homophobe Gewalt in einer Einwandererfamilie zur Sprache bringt, ohne dabei in ethnisierende Klischees zu verfallen.

Dass das soziale und familiäre Umfeld nicht nur homosexuellen Jugendlichen ihr Coming-out schwer macht, zeigt heute der Spielfilm „80 Egunean – In 80 Tagen“. Über 70 Jahre alt ist Axun, die mit ihrem Mann Juan Mari auf einem typischen baskischen Bauernhof lebt. Bis ein Unfall alles verändert: Der Exmann ihrer Tochter liegt im Koma. Im Nebenzimmer trifft sie nach über 50 Jahren ihre alte Schulfreundin Maite wieder. Die lebt ganz anders: als Klavierlehrerin in Paris bekennt sie sich offen zu ihrer Homosexualität. Und irgendwann küsst Maite Axun zärtlich auf den Mund.

Zu sehen sind neben der Premiere von „Sascha“ und „80 Egunean“ noch zwei weitere Preisträger der letzten Lesbisch Schwulen Filmtage: Marcus Lindeens „Ångrarna – Regretters“ und Leanne Pooleys „The Topp Twins: Untouchable Girls“. GK

■ Sa, 12. 3., 16 Uhr, Metropolis, Steindamm 54