: Schlicht aufregend
FOTOGRAFIE Arbeiten des Malers und Bauhauslehrers Lyonel Feininger in Berlin und München
Die Fotografien sind exquisit. Man kann es nicht anders sagen. Man sieht, dass hier einer am Werk war, der einen visuell extrem geschulten Blick hatte. Weil man sieht, dass er keinen eigentlich originellen Blick hatte und sich einfach in vielen Techniken und Motiven der zeitgenössischen Avantgarde versuchte.
Der US-amerikanische Maler und Bauhauslehrer Lyonel Feininger (1871–1956) machte seine ersten fotografischen Versuche 1928, spät, im Alter von 58 Jahren. Anzunehmen, dass ihn dazu das fotografische Werk seiner Söhne Lux und Andreas angeregt hatte. Seine Fotografien sind kein Anhängsel seines malerischen Schaffens, sondern stehen samt und sonders für sich. Das zeigen die Nachtaufnahmen, Doppelbelichtungen und Negativkopien der ersten Ausstellung zu Feiningers fotografischem Schaffen, „Lyonel Feininger. Fotografien 1928–1939“, beziehungsweise der schöne, mit großer Sorgfalt erstellte Begleitband im Hatje Cantz Verlag. Gerade weil man das Motiv so gut kennt, faszinieren seine Bauhausaufnahmen von 1928/29. Schlichter angelegt als die bekannten Aufnahmen, schauen sie heute moderner, ja geradezu zeitgenössisch aus. WBG
■ Bis 15. Mai, Kupferstichkabinett, Berlin; vom 2. Juni bis 17. Juli in der Pinakothek der Moderne, München; Katalog (Hatje Cantz Verlag) 29,80 Euro