Paten sollen helfen

Der Deutsche Kinderschutzbund in Hamburg will mit Familienpaten vor allem bedürftigen Familien oder Alleinerziehenden helfen. Zehn ehrenamtliche Paten wurden bisher für ihre Aufgabe geschult

Den Geschäftsführer des Hamburger Kinderschutzbundes, Uwe Hinrichs, haben die Ergebnisse der Unicef-Studie nicht überrascht. Es sei bekannt, dass rund 55.000 Kinder allein in Hamburg in Armut leben, sagte er gestern, und dass immer mehr Familien keine Perspektive mehr für ihr Leben sehen. An diesem Punkt setzt ein neues Projekt des Kinderschutzbundes an, das dieser gestern in der Hansestadt präsentierte: So genannte Familienpaten übernehmen die Betreuung einer Familie und unterstützen diese im Alltag.

Zehn Paten haben bereits ihre Arbeit aufgenommen. Darunter ist die frühere Familienrichterin Margit Glogau-Urban, die aus ihrer Berufspraxis weiß, „dass man nicht früh genug mit der Unterstützung anfangen kann, am besten schon vor der Geburt eines Kindes“. Litha zu Knyphausen-Klooß, eine frühere Lehrerin, kennt noch aus ihrer Schule die Probleme vieler Familien, denen sie nun unter die Arme greifen will. Geschäftsführer Hinrichs sagt, dass die Familienpaten keine billigen Haushaltshilfen oder Kindermädchen sind, sondern sich „um die Belange der Familien“ kümmern: Sie beraten, wie man Kinder auch mit wenig Geld gesund ernähren kann und begleiten zu Behörden.

Hamburgs Sozialsenatorin Birgit Schnieber-Jastram (CDU) bezeichnete die Familienpaten als vorbildlich, weil deren Hilfe niedrigschwellig sei: „Immer mehr Familien kommen mit ihrem Alltag nicht zurecht“, sagte die Senatorin. „Zu staatlichen Stellen kommen viele aber erst sehr spät, wenn die Probleme sehr gravierend sind“. Deshalb sei wichtig, dass der Staat sich „an dieser Stelle zurückhält“. Das tut er allerdings auch finanziell. Geld für die Ausbildung und Begleitung der Familienpaten bekommt der Kinderschutzbund von den Behörden nicht.

Dabei ist wichtige Voraussetzung für die Arbeit der Paten, dass sie dafür gut geschult sind. Anders als Familienhebammen, die ausgebildete Hebammen sind, sind die Paten Ehrenamtliche mit ganz unterschiedlicher Vorbildung. Die bisher zehn Ehrenamtlichen wurden vom Kinderschutzbund ein halbes Jahr intensiv vorbereitet und qualifiziert: Sie sind inzwischen geschult im Erkennen einer Kindeswohlgefährdung, im „aktiven Zuhören“ und in der Ernährungsberatung. „Ohne diese Ausbildung ist die Gefahr groß, dass man scheitert“, sagt Patin Glogau-Urban. Sie wurde schon in ihrem ersten Fall an ihre Grenzen gebracht: Die alleinerziehende Mutter, zu der sie Kontakt aufgenommen hat, ist selbst „Analphabetin, krank, überfordert“. Sie selbst war gar nicht abgeneigt, sich helfen zu lassen – doch die Arbeit der Familienpatin wird immer wieder von einem Mann aus der Familie torpediert. So braucht die Familienpatin bei dieser Arbeit selbst Unterstützung – die sie vom Kinderschutzbund bekommt, wo zwei Mitarbeiterinnen die Paten fachlich begleiten. Elke Spanner