Per Kabelgroschen zum Großereignis

KULTUR Das Bremer Musikfest feiert seinen 25. Geburtstag. Zu seiner Entstehung bedurfte es nachhaltiger Entwicklungshilfe aus dem Schwäbischen, jetzt zieht es seine Stärken auch aus der Nordwest-Region

Im Jubiläumsjahr hat die Metropolregion ihren Zuschuss um 25 Prozent gekürzt

Am Anfang war das Auto. Sogar ganz viele Autos, gebaut von Mercedes. Und für die an deren Produktion beteiligten Menschen sollte Bremen attraktiver werden. So ward das Musikfest geboren.

Diese Festival-Genesis mag etwas verkürzt erscheinen. Im Kern trifft sie trotzdem zu, „aber das weiß fast keiner“, wie Intendant Thomas Albert bestätigt. 1989, als das Gespann Mercedes/Senatskanzlei an den Barock-Geiger mit der Bitte um ein Festival-Konzept herantrat, hatte sich Albert bereits mit einigen kleineren Reihen im Bereich der Alten Musik profiliert. Nun ging es um ein „breiteres Programm für gehobene Ansprüche“, wie Albert erinnert, finanziert über den „Kabelgroschen“, eine Art Einführungsgebühr für den privaten Hörfunk. Und als die im Jahr darauf schon wieder wegfiel – nachträglich wurde der Kabelgroschen per Karlsruher Urteil sogar für verfassungswidrig erklärt –, galt das auch fürs Festival.

Dieser Startpanne ist es zu verdanken, dass das Musikfest erst dieses Jahr seinen 25. Geburtstag feiert. Kennzeichnend ist, dass Albert den Ausfall von staatlichen Mitteln immer wieder durch verstärktes Sponsoren-Engagement auffangen konnte – und das mit einem hoch anspruchsvollen Programm, dem Alberts professionelle Passion für die Alte Musik immer noch deutlich anzumerken ist.

Im Jubiläumsjahr hat die Metropolregion ihren Zuschuss um 25 Prozent gekürzt. Der städtische Beitrag wurde schon 2011 um ebenfalls fast ein Viertel reduziert, ist jetzt mit 550.000 Euro aber konstant. Dass der Festival-Etat im Jubiläums-Jahr trotzdem um 400.000 Euro auf insgesamt 3,6 Millionen gestiegen ist, liegt also allein an den Sponsoren – deren Zahl ist von neun in 1989 auf aktuell 44 gestiegen.

Seit 2002 wächst das Musikfest kontinuierlich in die nordwestdeutsche Fläche hinein, aus der Ausdehnung sind sogar dauerhafte Engagements jenseits des Festivals geworden: Seit 2009 stellt das Bremer Musikfest im Auftrag von Wilhelmshaven die Sinfoniekonzert-Saison in der Stadthalle zusammen. Auch andernorts gibt es derartige Überlegungen.

Dass die Regionalisierung des Musikfestes den Autoverkehr fördert, wird in der Stuttgarter Konzernzentrale, die damals an der Entstehung des Musikfestes aktiv beteiligt war, wohl kaum registriert werden. Die Verstetigung der damaligen Idee hingegen schon. Und dass das Ganze in die richtigen Hände gelangte, die das Eventbedürfnis mit echten Inhalten befriedigen, ist ein Glücksfall für Bremen. HB