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FLORIDADas erste Mal

Skeptisch schaute ich auf die kleinen Plastikschalen

Bisher habe ich mein Eis in einem großen Rund-um-die-Uhr-Laden in der Warschauer Straße gekauft, immer Magnum mit weißer Schokolade. Bis ich an einem heißen Nachmittag in ein anderes Geschäft in der Warschauer Straße ging, einen langen, schmalen Zeitungsladen mit einer kleinen Eistruhe und einem überschaubaren Angebot: Es gab nur Florida Eis.

Aha, dachte ich, das ist es also, dieses Florida Eis, von dem ich schon so viel gehört hatte und das ich noch nie probiert habe. Ich wusste nur, dass es eine Manufaktur ist, und hatte mir immer eine kleine, heile Welt vorgestellt, mit saftigen Preisen. Skeptisch schaute ich auf die kleinen Plastikschalen und fragte die Verkäuferin nach dem Preis. „Zwei Euro“, sagte sie. Es überraschte mich, das es nicht mehr kostete als die sehr süße Massenware. Ich zog die Truhe auf: Himbeere-Zitrone, Joghurt-Sanddorn, Joghurt-Cranberry, Schoko-Mango. „Schoko-Mango ist besonders gut!“, rief die Frau von der Kasse. Genau das hatte ich in die engere Wahl gefasst. Ich gestand ihr, dass es mein erstes Mal war, und sie klärte mich auf, dass es die Marke schon lange gebe und das Eis ganz wunderbar sei.

Die Verkäuferin hatte recht gehabt mit ihrer Empfehlung. Am nächsten Tag ging ich wieder in den kleinen Laden. Diesmal war aber eine andere Verkäuferin da und ich kaufte wortlos wieder Schoko-Mango.

Am dritten Tag war die Frau vom ersten Tag wieder da. Aufgebracht erzählte sie einem Mann die neueste Neuigkeit, von der ich nur zwei Wörter verstand: abgefackelt und Firmenauto. Eine heiße Geschichte. Ich ging zur kalten Eistruhe und entschloss mich, eine andere Sorte zu probieren. Ich nahm Himbeere-Zitrone. Die Verkäuferin, die mich beim ersten Mal beraten hatte, kommentierte meine Wahl nicht. Schade. Sonst hätte sie mir vielleicht abgeraten. Schoko-Mango bleibt mein Favorit.

BARBARA BOLLWAHN

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