Eine Saison im Dauerregen

EISHOCKEY Die Hamburg Freezers verpassen zum zweiten Mal hintereinander die Play-Offs in der Bundesliga. Nun steht ein Neuanfang bevor, während man Hannover und Wolfsburg zuschauen muss

Sonniges Wetter lässt sich auf dem „Planet Ice“ nicht absehen

In jenem Moment, in dem ein eisiger Wind über den „Planet Ice“ pfiff und alles trist, öd und leer erschien, war es auch schon höchste Zeit für ein wenig musikalische Zerstreuung.

Und der Musikmacher in der Hamburger Eishockey-Arena bewies ein gutes Gespür für die traurige Situation, in welcher sich die Hamburg Freezers nach dem 3:5 gegen die Hannover Scorpions in der Tabelle der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) befanden – er entschied sich für das bekannteste Lied des 2006 verstorbenen Schlagersängers Drafi Deutscher. „Weine nicht, wenn der Regen fällt, damm-damm, damm-damm, es gibt einen, der zu dir hält, damm-damm, damm-damm“, dröhnte es am Freitagabend direkt nach dem Ertönen der Schlusssirene aus den Lautsprecherboxen.

Es hatte nur nicht den Anschein, als nehme auch nur ein leidgeprüfter Fan der „Kühlschränke“ unter den 11.190 Zuschauern diese Aufmunterung wahr. Und überhaupt: Was heiß hier eigentlich „wenn der Regen fällt“? Gefühlt hat es in der gesamten, 52 Spieltage langen Hauptrunde kein anderes Wetter gegeben. Für die Hamburg Freezers war es eine Saison im Dauerregen.

Während sich die anderen beiden Nordklubs, die Grizzly Adams Wolfsburg und die Hannover Scorpions, meisterhaft respektive mühelos für die Play-off-Runde qualifizierten, scheiterten die ambitionierten, mit einem satten Etat von sieben Millionen Euro ausgestatteten Hamburger zum zweiten Mal hintereinander daran, auch nur die K.o.-Runde vor den Play-offs zu erreichen.

Bei den Pre-Play-offs handelt sich um eine Art Behelfsrunde. Einen sportlich bedingten Abstieg gibt es nicht. Damit es am unteren Ende der DEL nicht schnell zu langweilig wird, nehmen nicht nur die ersten acht der vierzehn Teams an der Endrunde teil, sondern die ersten zehn.

Für die Freezers ist aber erneut schon vor dem Frühling die Saison beendet. Daran konnte am gestrigen Sonntag auch der „große Bruder“ nichts mehr ändern. Im letzten Spiel der Hauptrunde traten die Hamburger bei den Eisbären Berlin an. Beide Teams gehören der amerikanischen Anschutz-Entertainment Group.

Es bedurfte nicht viel an Fantasie, um die Vermutung aufzustellen, dass es eine Stallorder geben könnte, nach der Berlin die Partie gegen Hamburg verlieren müsse. Aus dem Grund hatte die DEL auch Jörg von Amel, den Leiter des Spielbetriebs, nach Berlin entsandt. Er sollte den Ablauf des Spiels genau beobachten, musste aber nicht misstrauisch werden: Die Freezers verloren gegen die Eisbären klar mit 1:4 (0:1,1:0, 0:3). 51 Minuten lang hielten die Hamburger die kampfbetonte Partie offen, letztlich waren die Eisbären jedoch technisch überlegen.

Hamburg belegte in der Abschlusstabelle der Hauptrunde den elften Rang und verbesserte sich im Vergleich zur desaströsen Vorsaison um drei Plätze. Trotzdem steht den Hamburgern, die vor der Saison 19 neue Profis unter Vertrag genommen hatten und im Dezember auf dem Trainerposten Stephane Richer durch Benoit Laporte ersetzten, ein weiterer Neuanfang bevor. Sonniges Wetter lässt sich auf dem „Planet Ice“ nicht absehen. CHRISTIAN GÖRTZEN