Dschihadisten schlagen Kurden im Nordirak in die Flucht

IRAK Bagdad ordnet Luftangriffe gegen Islamisten an. Kurdenmiliz geht zur Gegenoffensive über

Die Jesiden-Minderheit wird von den Islamisten als „Teufels-anbeter“ verfolgt

MOSSUL dpa/afp/rtr/taz | Nach dem weiteren Vorstoß der Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) im Norden des Irak hat der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki einen Einsatz der Luftwaffe in der Region angeordnet. Die Luftwaffe solle die kurdischen Peschmerga-Kämpfer im autonomen Kurdengebiet im Kampf gegen die vorrückenden Islamisten unterstützen, sagte Armeesprecher Kassem Atta am Montag.

Die Extremisten hatten in den vergangenen Tagen Städte im Kurdengebiet wie Sindschar und Sumar sowie mehrere Ölfelder gewaltsam unter ihre Kontrolle gebracht. Menschenrechtsaktivisten zufolge sind Tausende der Flüchtlinge dringend auf Hilfe angewiesen, zumal einige in Gebirgsregionen festsäßen. „Sie sind ohne Essen und Wasser, einige sind schon gestorben“, sagte Chodr Domli, der in der kurdischen Stadt Dohuk für die Rechte der Jesiden-Minderheit eintritt. Den IS-Kämpfern warf er gegen Jesiden gerichtete „ethnische Säuberungen“ vor. Die Kurdisch sprechende Minderheit wird von den Dschihadisten als „Teufelsanbeter“ verfolgt.

Als sich die irakischen Regierungstruppen im Juni vor den Dschihadisten zurückzogen, hatten zunächst Kurdenmilizen die Kontrolle über Sindschar und Sumar übernommen. Die IS-Kämpfer brachten binnen weniger Tage weite Gebiete im Norden und Westen des Irak in ihre Gewalt und rücken seitdem weiter vor. Dabei sollen die Extremisten 67 junge Männer mit Schüssen hingerichtet haben. Bei den Opfern aus der Stadt Sindschar habe es sich um Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden gehandelt, berichteten Augenzeugen. Sie hätten sich geweigert, zum Islam überzutreten. Die kurdische Agentur Bas News meldete, sogar 88 junge Männer seien hingerichtet worden.

Nach dem Verlust mehrerer Städte haben die Kurden im Nordirak eine Gegenoffensive angekündigt. Eine große Zahl an Kämpfern werde zusammengezogen, um zurückzuschlagen, sagte ein Vertreter der Kurden am Montag. Den Rückzug der eigenen Einheiten am Wochenende begründete er mit einer Überlastung der Truppen in dem weitläufigen Gebiet. Die Lage sei sehr gefährlich, deshalb müsse bald etwas getan werden. Ein Oberst der Peschmerga-Milizen kündigte an, dass alle am Sonntag verlorenen Gebiete und auch die Großstadt Mossul von den Extremisten zurückerobert würden. Seiner Meinung nach könne die Operation in den nächsten 48 bis 72 Stunden vorbei sein.