urdrüs wahre kolumne
: Bis Ende der Woche

Wie sehr auch unsereins mitunter im sprachlichen Bürgermief eingenebelt ist, teilt sich mir in dem spontanen Impuls mit, von den „Strichjungen des Bremer Verfassungsschutzes“ zu sprechen, wenn man jetzt erfährt, dass nämliche Behörde Murat Kurnaz bereits im Jahre 2002 gegenüber dem Innensenator als jemanden denunzierte, der unmittelbar vor seinem Einsatz als Taliban-Kämpfer in Afghanistan stehe. Während Prostituierte aber immerhin eine gesellschaftliche Funktion von einigem Nutzen erfüllen, kann dies von Schlapphüten und Zuträgern kaum behauptet werden. Die Frankfurter Rundschau setzt die Denunziation gestern auch noch ohne jede Reflexion dieser trüben Quelle unter der Schlagzeile „Schwere Vorwürfe gegen Kurnaz“ auf den Titel – was zeigt, wozu der Überlebenskampf auch einstige Renommierblätter des Journalismus treiben kann.

Das Image „Heide und Hightec“ will der lower saxon lover Christian Wulff künftig dem bayrischen „Laptop und Lederhose“ entgegensetzen und offenbart damit, dass Stabreime prinzipiell genau so wenig Sinn machen müssen wie Endreime.

Alle Jahre wieder veranstaltet das im schaumburg-lippischen Bückeburg residierende Wurstunternehmen „Bauerngut“ ein Forum, bei dem sich die Referenten für ihr Honorar diesmal gleich serienweise in Selbstbezichtigungen ergingen. Der frühere Tennisprofi Boris Grundl doppelmoppelte sich im Outing kühn als „einer der charakterlich und mental überzeugendsten Trainer und Coaches“ und kalauerte über seine nachsportliche Rollstuhlfahrer-Existenz: „Lieber Querschnitt als Durchschnitt.“ Peter Hahne vom ZDF-Hauptstadtstudio legte hingegen mutig dar: „Vor 20 Jahren war ich ein Idiot“, verriet über seinen derzeitigen Zustand allerdings nur: „Ich bin interessant!“ – ohne DEM HERRN für diese markante Veränderung Dank abzustatten. So entwickelt sich Unternehmensphilosophie unter Freunden der seriellen Dauerwurst!

Liebe Helga Ziegert – sag, dass es nicht wahr ist, du als couragierte Frauenrechtlerin und Gewerkschaftlerin, Wahrerin der Rechte der Verkäuferinnen und unermüdliche Streiterin für soziale Mindeststandards in Bremen – sag doch bitte bitte, dass die taz nord lügt, wenn sie jetzt behauptet, dass Du in Deiner Existenz als SPD-Abgeordnete im Parlament „ja“ sagen willst zum neuen Ladenschlussgesetz der allzeit offenen Tore, die zum Gefängnisgitter für Deine dort arbeitenden Schwestern werden! Ist denn wirklich alles und jede käuflich?

Der hamburg-mittige Bezirksamtsleiter Markus Schreiber macht sich voller Patriotismus zum Anwalt der alteingesessenen deutschen Bettelleute, wenn er jetzt lauthals ankündigt, dass er die slowakischen Kollegen mitsamt ihren Begleithunden „bis Ende der Woche verschwinden lassen will“. Und wohin damit, der Herr? Neuengamme ist doch sicher aktuell überhaupt nicht bezugsfertig – und haben EU-Bürger nicht auch Recht auf Niederlassungsfreiheit? Am Ende droht da im Gegenzug noch ein Teilnahmeverbot für hamburgische Unternehmen an der Internationalen Messe in Brünn und dann ist der Sozi wieder mal der Gearschte und muss als Watschenmann für die Handelskammer herhalten, befürchtet teilnahmsvoll

ULRICH „PEACHUM“ REINEKING