Kabinenpredigt
: Turbine fällt tief

Turbine Potsdam befindet sich im freien Fall. Noch bis vergangenen Sommer bekamen die Fußballerinnen etliche Siegerpokale ausgehändigt. Zwei von drei möglichen Titeln schmückten in den letzten Jahren ihre Saisonbilanz. Besser als Turbine war niemand in Europa. In dieser Spielzeit sind sie selbst in der Bundesliga nur Mittelmaß. Eine rasante Talfahrt.

Trainer Bernd Schröder erklärt dies mit dem Abgang von drei Stammspielerinnen. Ein Qualitätsverlust durchaus. Zum Verständnis des Absturzes von Potsdam trägt dieser Umstand aber nur teilweise bei. Der Kader von Turbine hat immer noch internationale Klasse. Zum letzten Länderspiel wurden acht Frauen aus dem Team für die Nationalmannschaft nominiert.

Britta Carlson, eine der Berufenen, machte vergangene Woche auf ein grundlegenderes Problem aufmerksam. Sie kündigte ihren Abschied zur Winterpause an. Grund seien Unstimmigkeiten mit dem Trainer. Sie komme mit Schröder nicht mehr auf einen Nenner.

Darunter kann man sich allerlei vorstellen. Klar ist nur, dass es sich um schwerwiegende Differenzen handeln muss. Carlson fasste ihren Entschluss Hals über Kopf. Sie hat noch nicht einmal einen neuen Verein. Schon im Sommer, auf der Welle des Erfolgs, wechselten Petra Wimbersky und Karolin Thomas zum Erzrivalen, dem 1. FFC Frankfurt. Als Begründung führten sie unter anderem Schröders schroffe Umgangsweise mit den Spielerinnen an. Wimbersky bezeichnete ihren Abgang gar als Flucht.

Bernd Schröder handelt nach der Devise „Was einmal richtig war, kann jetzt nicht falsch sein“. Er beruft sich auf die Erfolge der Vergangenheit. Für Kritik ist er recht unempfänglich. Und Britta Carlson? Ins Team für das nächste Jahr hätte es die Nationalspielerin wohl eh nicht gepackt, kartet er nach. Mit ihrem Abgang breche keine Welt zusammen. Vor einem Jahr hatte Schröder sie noch als eine Integrationsfigur der Mannschaft hervorgehoben. Wenn Carlsons Unzufriedenheit auch integrierend wirkt, die Zukunft von Turbine Potsdam sieht ganz und gar nicht rosig aus.

Johannes Kopp