: Sternzeichen: Schwein
China entdeckt den Methusalem-Komplex und fordert im Jahr des Goldenen Schweins zum Kinderkriegen auf
Für all die Patrioten, denen immer noch der Methusalem-Komplex zusetzt, gab es bisher einen großen Trost: Die Chinesen, immer noch das größte Volk der Welt, sollten laut den meisten Prognosen nicht viel später als die Deutschen vergreisen, aufgrund der Einkindpolitik und der in China verbreiteten Ansicht, dass es zu viele Menschen gibt.
Doch offenbar hat Peking jetzt die neue demografische Selbstvernichtungsgefahr erkannt. Auf einer offiziellen Pressekonferenz, an der die taz teilnahm, erklärte Dr. Yu Xuejun, Generaldirektor des Büros für Politik und Gesetzgebung der Staatlichen Familienplanungskommission: „Die Geburtenplanung in China ist heute keine Einkindpolitik mehr.“ Ähnliches hatte zuvor schon Zhang Weiqing, Chinas Minister für Bevölkerungsentwicklung und Geburtenplanung, behauptet. Es kann also kein Missverständnis sein: Die Chinesen sollen wieder mehr als nur ein Kind bekommen. Man wundert sich, dass seither kein Aufschrei durch die westliche Welt geht. Denn welche chinesische Aufrüstung ist gefährlicher als die mit Menschen?
Nicht genug, dass die KP-Regierung ihr demografisches Abrüstungsprinzip der Einkindpolitik aufgeben will. Heute um Mitternacht beginnt in China das Jahr des Goldenen Schweins. Das Schwein gilt in China als bevorzugtes Tierkreiszeichen für Reiche. Zudem steht das neue Mondjahr im beliebten goldenen Erdkreiszeichen. Da lohnt sich das Kinderkriegen erst recht. Im Jahr des Goldenen Schweins soll die Geburtenzahl in Peking auf 150.000 steigen: eine Geburtenzunahme um fast 20 Prozent in nur einem Jahr. So erledigt sich China seines Methusalem-Komplexes! Die Patrioten erzittern. Aber gemach: Für die meisten Chinesen bleibt die Kinderzahl auf zwei begrenzt, und das nächste goldene Jahr gibt’s erst in 60 Jahren. GEORG BLUME