Hirschhof wird Knasthof

Der Hirschhof wird endgültig privates Eigentum

VON UWE RADA

Dass der Prenzlauer Berg zum Sehnsuchtsort des bunten, bewegten Bürgertums wurde, hat auch mit dem Hirschhof zu tun. Hier feierten langbärtige Oppositionelle Feste, hier marschierten die Anwohner durch die DDR-Institutionen; hier war das erste von unten initiierte Freiraumprojekt Ostberlins: All das schuf das symbolische Kapital einer Immobilienrevolution, die längst ihre Kinder gefressen hat.

Bitte jetzt säubern

Denn dem symbolischen Kapital folgte in der Kastanienallee das ganz und gar nicht symbolische richtige Kapital. Das schätzt zwar die Ästhetik des verwinkelten Hirschhofs, will aber die Öffentlichkeit ausschließen. Man könnte es auch platt sagen: Was dem Sozialismus abgerungen wurde, reißt sich das Bionade-Biedermeier unter den Nagel. Noch platter: Die Hirschhofleute haben den Abriss der Altbauten verhindert, damit die Schnösel dort Schwabing spielen können.

Aber vielleicht muss es so weit gar nicht kommen. Vielleicht räumen ja diejenigen, die den Freiraum geschaffen haben, all jenes weg, das ihn dazu gemacht hat. Selbst wenn die Eingänge verschlossen sind – Wege dazu finden sich immer.

Und wenn am Ende vom Hirschhof mit seinem symbolischen Kapital nur eine gemähte Rasenfläche bleibt, kann man sagen: Nichts anderes habt ihr verdient als diesen grünen Knasthof mit englischem Rasen.

Das wäre eine hübsche Replik, eine ästhetische Säuberung, die der sozialen folgt – natürlich ganz gewaltfrei und selbstverständlich als soziales Kunstprojekt ;-)

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