Gefühlter Lehrermangel

SCHULUNTERICHT Die Lehrergewerkschaft GEW legt Zahlen vor, die den Lehrermangel in Schleswig-Holstein belegen. Das Bildungsministerium hält angesichts sinkender Schülerzahlen am Stellenabbau fest

„Am Ende steht Unterrichtsausfall, aber die Stufen davor bekommt niemand mit“

Matthias Heidn, GEW-Chef

1.500 Lehrerstellen fehlen in Schleswig-Holstein: Das hat die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) berechnet, indem sie die Stunden, die Kinder Unterricht haben sollten, mit den vorhandenen Planstellen verglichen hat. Heraus kam, dass mit dem jetzigen Personal die vorgesehene Zahl der Wochenstunden – 23 an der Grund und 35 an Gemeinschaftsschule oder Gymnasium – nie erreicht werden kann.

Folgen seien größere Klassen, fehlende Angebote in Fächern wie Sport oder Kunst, Arbeitsgemeinschaften, die von Ehrenamtlichen statt von Lehrkräften geleitet werden, Sonderkurse, die nicht stattfinden, wie der GEW-Landesvorsitzende Matthias Heidn aufzählte. „Am Ende steht Unterrichtsausfall, aber die Stufen davor bekommt niemand mit.“

Das Phänomen sei nicht neu, sagt Heidn: „Gefühlt war das schon immer so – aber erst jetzt haben wir die Zahlen, um es belegen zu können.“ Die GEW verwendet Material des Statistischen Landesamtes und des Ministeriums. Rund 20.000 Lehrerstellen an allen Schularten seien für den Unterricht in den rund 1.000 Schulen im Land nötig, dazu kommen statistische 4.000 Stellen für Sonderaufgaben. Am meisten Stellen – 400 – fehlen bei den Gymnasien. Heidn erklärte, es müsse bei allen Schularten „nachgebessert“ werden.

Bildungsminister Ekkehard Klug (FDP) erklärte dagegen, die Unterrichtsversorgung sei „so gut wie lange nicht“. Schleswig-Holstein habe 15.000 Kinder weniger in den Schulen als vor fünf Jahren, „aber wir haben 1.319 zusätzliche Lehrerstellen“. Heidn bestätigte, dass Klug die Lage „nicht allein zu verantworten hat“. Der Minister trage „die Erblast der Vorgängerregierung“. Dennoch forderte die GEW, das Land solle nicht wie geplant Stellen streichen.

Das Ministerium kontert: Angesichts der weiter sinkenden Kinderzahl sei die „moderate Einsparung von 300 Stellen“ möglich. EST