Krupp schüttelte Image ab

Betr.: Leserbrief „Krupp war auch sozial“, taz nrw vom 13.2.07, „Fluchtburg für alte und neue Eliten“, taz nrw vom 9.2.07 Krupp war auch sozial, baute Werkswohnungen, die mittelalterlich anmutende Siedlung Margarethenhöhe und richtete einen „Konsum“ ein, in dem die Arbeiter und Angestellten einkaufen konnten. So lobt ein Leserbriefschreiber die Kruppschen Sozialleistungen. Dabei hat er noch das Krupp-Krankenhaus vergessen. So wie er sehen die meisten Essener ihr Traditionsunternehmen. Dass Krupp tatsächlich gute Sozialleistungen bot, ist nicht zu bestreiten. Es gibt aber auch eine andere Sicht der Dinge: Werkswohnungen und die Siedlung dienten auch dazu, die dort Wohnenden unter Kontrolle zu halten und „sozialistische Infiltration“ zu verhindern. Auf der M-Höhe war ein Teil der Wohnungen für wichtige städtische Bedienstete reserviert, so dass Krupp bei Anträgen an die Stadt mit Wohlwollen rechnen konnte. Im „Konsum“ lieferten die Bewohner das Geld wieder ab, das sie bei Krupp verdient hatten, und im Krankenhaus wurden die Arbeitnehmer schnell wieder gesund gepflegt, um die Ausfallzeiten so gering wie möglich zu halten. Auch soll es von dort aus einen kurzen Draht zur Personalabteilung gegeben haben. Um das positive Image zu pflegen, richtete Krupp schon früh eine Presse- und PR-Abteilung ein. Sie sorgte z.B. nach dem Krieg dafür, dass auf der Margarethenhöhe Verleger, Chefredakteure und leitende Redakteure der Lokalpresse eine Wohnung bekamen. So schüttelte Krupp sein Image als „Waffenschmiede des Reiches“ ab und ließ jede Diskussion darüber verstummen, dass Essen nicht zuletzt auch wegen der Kruppschen Fabriken fast total zerstört worden war.

WERNER ALBERTS, Essen

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