Gefühlte Wirkung

Duell um die SPD-Spitzenkandidatur: Mathias Petersen und Dorothee Stapelfeldt auf Werbetour durch die Parteikreise. Das Ergebnis ist weiterhin vollkommen offen

Sie ist lockerer geworden. Selbstbewusster präsentiert sich Dorothee Stapelfeldt am Samstagnachmittag in Wandsbek vor dem mitgliederstärksten Parteikreis der Hamburger SPD. Beim ersten Kandidatenhearing am Donnerstagabend in Altona hatte die 50-jährige SPD-Vize, die Bürgermeisterkandidaten ihrer Partei werden will, noch hölzern ihre Rede vom Blatt abgelesen. Hier im Hamburger Nordosten wirkt sie viel gelöster.

Vielleicht auch, weil Stapelfeldt in Wandsbek nichts zu verlieren hat. Der Kreisvorstand steht eindeutig hinter ihrem Konkurrenten, Parteichef Mathias Petersen. Und auch die Stimmung unter den rund 260 GenossInnen im Saal ist klar für den 51-jährigen Arzt. Zehnmal erhält er spontanen Beifall während seiner Rede, Stapelfeldt nur fünfmal, sein Schlussapplaus ist doppelt so lang wie ihrer.

Am Abend zuvor, in Bergedorf, war das noch anders. Da hatte Petersen einen schweren Stand gehabt. Vor allem wegen der Entlassung von Landesgeschäftsführer Ties Rabe im August. Eine öffentliche Begründung dafür gibt es bis heute nicht, und obwohl der Rauswurf vom vierköpfigen Landesvorstand getroffen wurde, also auch von Parteivize Stapelfeldt, wird er in erster Linie Petersen angekreidet. Vor allem hier in Bergedorf, wo Rabe Kreischef ist.

Die inhaltlichen und programmatischen Unterschiede zwischen den beiden KontrahentInnen um die Spitzenkandidatur sind weiterhin erwartungsgemäß minimal. Für beide stellt sich die Aufgabe, als Persönlichkeit zu überzeugen und Sympathiepunkte zu sammeln. Der Basis müssen sie den Eindruck zu vermitteln versuchen, CDU-Bürgermeister Ole von Beust bei der Wahl in einem Jahr nicht nur ablösen zu wollen, sondern das auch zu können. Messbar ist die Wirkung ihrer Auftritte nicht, aber gefühlt ist Petersen leicht im Vorteil.

Vier Hearings in vier Kreisen müssen beide noch absolvieren, am Sonntagabend liegt das Ergebnis der Mitgliederbefragung vor. Wie es ausfällt, ist vollkommen offen. Sven-Michael Veit